Tour de France: Baguette, Gauloises und Mythos

Die Tour de France gehört zum französischen Lebensgefühl und wird 100 Jahre alt.

Düsseldorf. Es ist die größtmögliche Herausforderung: Die Tour de France fühlt sich für Radprofis wie Weihnachten und Ostern zusammen an. Wenn sie von der „Großen Schleife“ erzählen, bekommen sie leuchtende Kinderaugen.

In diesem Jahr ist die Vorfreude bei Fahrern, Organisatoren und Zuschauern noch ein Stück größer. Die Frankreich-Rundfahrt feiert 100. Geburtstag. Am Samstag startet die Tour auf Korsika. Am 21. Juli endet sie mit der Schlussetappe auf der Champs-Élyses in Paris. Objekt der Begierde ist das Gelbe Trikot für den Führenden der Gesamtwertung.

Die Streckenführung zum Jubiläum verspricht Hochspannung. Doch unter die Festtagsstimmung mischen sich auch kritische Töne. „Die Tour-Organisation spielt mit unserem Leben“, wetterte der deutsche Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin.

Den beeindruckenden Anstieg zum Skiort Alpe d’Huez müssen die Fahrer zweimal bewältigen. Für Martin zwar „ein tolles Spektakel“ für die Zuschauer, verbunden mit „kriminellen“ Abfahrten. Ändern werden die Organisatoren ihre Planungen nicht mehr.

In der 100-jährigen Geschichte gehörten Misstöne und Skandale wie selbstverständlich zur Rundfahrt dazu. Ebenso wie heldenhafte Leistungen und sportliche Glanzpunkte. Auf den Punkt brachte es der fünfmalige Tour-Sieger Bernard Hinault.

„Mir sind gute und rücksichtsvolle Menschen genauso begegnet wie Ganoven. Kurz: Auf dem Fahrrad habe ich die gesamte Bandbreite menschlichen Verhaltens kennengelernt“, sagte der Franzose. Vielleicht macht genau das die Faszination des weltbekannten Rennens aus.

Dem Sieger der Tour winkt ewiger Ruhm. Eine mögliche Erklärung für die zahlreichen Dopingvergehen, die einen dunklen Schatten auf Frankreichs größtes Sportereignis werfen. „Viele werden nach Reglement fahren. Aber Manipulationen sind nach wie vor möglich“, sagt Wilhelm Schänzer, Leiter des Instituts für Biochemie in Köln.

Die Nachweisverfahren sind viel effektiver geworden. Doch auch die Dopingsünder haben aufgerüstet. Neue Präparate sind auf dem Markt: Nebenwirkungen wie die hohe Gefahr von Tumorbildungen inbegriffen.