Froome gewarnt Tour-Spektakel wieder in der „Hölle des Nordens“

Chartres (dpa) - Chris Froome hat an die „Hölle des Nordens“ böse Erinnerungen. Tony Martin empfindet gehörigen Respekt und hofft ein bisschen auf den großen Coup.

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„Es ist seit langem die schwerste Kopfsteinpflaster-Etappe bei der Tour“, sagte der viermalige Zeitfahr-Weltmeister der Deutschen Presse-Agentur im Hinblick auf de neunte Etappe der 105. Frankreich-Rundfahrt.

Der Abschnitt vor dem ersten Ruhetag führt über Teile des Frühjahrsklassikers Paris-Roubaix - und verspricht das große Spektakel. Wenn Martin im Katusha-Alpecin-Team freie Fahrt erhält, rechnet er sich etwas aus, „wenn die Tagesform stimmt“ und er von Defekten und Stürzen verschont bleibt.

Das Teilstück führt über 156,5 Kilometer von Arras nach Roubaix - davon 22 Kilometer in 15 Passagen über das gefürchtete Kopfsteinpflaster im französischen Norden. „Ich erwarte große Zeitrückstände der Team-Kapitäne“, prophezeite Martin, der 2015 auf ähnlichem Terrain und trotz eines Plattens als Tagessieger in ein erstes Gelbes Trikot fuhr. Ein Jahr davor musste der als Titelverteidiger ins Rennen gegangene Sky-Kapitän Froome nach zwei Stürzen auf der Ruckelpiste die Tour schwer gezeichnet nach fünf Tagen beenden.

Vincenzo Nibali aus Italien legte damals mit seinem dritten Platz in Arenberg den Grundstein für seinen ersten und bis dato einzigen Tour-Gesamtsieg. Aus dem Kreis der Klassementsfahrer dürfte dem Sieger des Frühjahrs-Klassikers Mailand-Sanremo auch diesmal die Höllen-Strecke am besten liegen.

Die großen Favoriten auf den Etappensieg in Roubaix heißen Peter Sagan, der in diesem Jahr erstmals Paris-Roubaix gewann, und Greg Van Avermaet. Aber auch John Degenkolb aus Oberursel hofft nach bisher durchwachsenen Leistungen auf die große Leistungsexplosion. Der deutsche Klassikerspezialist triumphierte 2015 im altehrwürdigen Velodrom von Roubaix. „Das ist eine Etappe, bei der ich natürlich auf Sieg fahre“, erklärte der gebürtige Thüringer, der auch im sechsten Tourjahr weiter seinem ersten Tageserfolg hinterherfährt.

Der Weg zum Sieg führt auf jeden Fall über den vor der siebten Etappe zweimal erfolgreichen Superstar Sagan und Olympiasieger Van Avermaet. Der Belgier siegte ein Jahr vor Sagan in Roubaix und möchte am Sonntag wieder jubeln - und das am Liebsten im „Maillot Jaune“. „Es ist spektakulär hier zu gewinnen. Ich hoffe, ich kann das Gelbe Trikot bis Sonntag behalten“, hatte der BMC-Kapitän erklärt.

Einen schwachen Trost für die nicht Roubaix-affinen Anwärter auf den Gesamtsieg hat Martins Teamkollege Nils Politt. „Die Bergfahrer müssen jetzt auch mal über die Kopfsteinpflaster fahren, wir Klassikerspezialisten müssen schließlich auch über die Berge“, sagte der lange Kölner, der im April in Roubaix auf einen achtbaren siebten Platz fuhr.

Er und der Rest des Pelotons dürfen sich trotz aller Qual zumindest über einen frühen Feierabend freuen. Wegen des Endspiels der Fußball-WM in Russland zwischen Frankreich und Kroatien (Beginn 17.00 Uhr) endet das Teilstück bereits um kurz nach 16.00 Uhr in der Avenue Van Der Meersch direkt neben dem Velodrom.