Bahnrad-Fahrerin Vogels Zustand weiter „stabil“

Berlin (dpa) - Ruhe und Abschirmung - das Umfeld der schwer verletzten Doppel-Olympiasiegerin Kristina Vogel sorgt dafür, dass die 27-Jährige geschützt von der Öffentlichkeit auf der Intensivstation des Unfall-Krankenhauses Berlin-Marzahn bleibt.

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Zuspruch und Mitgefühl für die tragisch verunglückte Bahn-Radsportlerin sind weiterhin sehr groß.

Nach dem gravierenden Trainingsunfall auf der Betonpiste der Radrennbahn in Cottbus ist der Zustand der Thüringerin „nach der ersten großen Operation stabil“, wie Bundestrainer Detlef Uibel via Facebook mitteilte. „Sie hat aber eine sehr schwere Rückenverletzung. Wir sind mit Gedanken bei ihr! .... gib niemals auf!!!“, schrieb er weiter. Leider könne er die vielen Fragen nicht beantworten. „Wir müssen auch die Interessen der Familie schützen.“

Mit einem medizinischen Update ist zunächst eher nicht zu rechnen. „Es gibt nichts Neues“, sagte Vogels Manager Jörg Werner. Er, bestätigte, dass Vogel über ihre Dienststelle bei der Bundespolizei unfallversichert sei. Nach dem Unfall wurde Vogel nach Berlin in das Krankenhaus geflogen, in dem auch Turner Ronny Ziesmer und Rennfahrer Alessandro Zanardi nach ihren schweren Sportunfällen behandelt worden waren.

Erstmals nach dem Trainingsunfall meldete sich ihre Teamkollegin Pauline Grabosch zu Wort. Die Magdeburgerin, die in diesem Jahr an der Seite von Vogel erstmals Weltmeisterin im Teamsprint wurde, hatte gemeinsam mit der Erfurterin auf dem 333-Meter-Oval Starts und Wechsel trainiert.

„Es gibt keine Worte, welche die jetzige Situation beschreiben könnten...", schrieb Grabosch auf Instagram. „Du bist eine Heldin, eine Kämpferin, ein Vorbild, eine Frohnatur und noch vieles mehr! Kämpfe Kristina... Kämpfe!“

Während Vogel mit hoher Geschwindigkeit auf einen stehenden Fahrer auffuhr, steuerte die 20-Jährige am niederländischen Junioren-Fahrer vorbei und blieb körperlich unversehrt. Die WM-Dritte im Sprint absolvierte bereits wieder eine Trainingseinheit. „Sie hat überraschend gut trainiert, ist aber mental natürlich am Boden“, sagte Bundestrainer Uibel.

Grabosch und weitere Nationalfahrer wie Maximilian Levy sollen wie geplant beim 28. Großen Preis von Deutschland in Cottbus um Siege und Punkte kämpfen. „Ich habe mich mit unseren Rennfahrern getroffen und Seelenmassage betrieben und darauf bestanden, dass sie an den Start gehen“, sagte Michael Hübner, siebenfacher Bahn-Weltmeister und Sportlicher Leiter in Vogels Erdgas-Team. Die Chemnitzer Mannschaft hat inzwischen eine Crowd-Founding-Aktion für Verunglückte unter dem Hashtag „#staystrongkristina“ initiiert.

Auch Topsprinter Marcel Kittel, der ab 7. Juli bei der 105. Tour de France wieder im Mittelpunkt riskanter Massensprints stehen wird, ist vom Unfall geschockt. „Gerade wenn es irgendwie im engeren Umfeld passiert, empfindet man das als besonders tragisch. Das hat mich den ganzen Tag beschäftigt“, sagte der 14-malige Tour-Etappensieger der Deutschen Presse-Agentur. Ihm ist klar: „Beim Radsport kann man sein Leben riskieren.“

Bundestrainer Uibel bezeichnete den Unfall als „Verkettung unglücklicher Umstände“. Die elffache Weltmeisterin war im Training mit hoher Geschwindigkeit auf den Junioren-Fahrer aufgefahren und hatte sich schwerste Verletzungen an der Wirbelsäule zugezogen. „Dem jungen Holländer ist kein Vorwurf zu machen“, sagte der Coach.

Während Vogel und ihre Teamsprint-Kollegin Pauline Grabosch einen Start und Wechsel übten, wollte der Niederländer auf der Gegenseite ebenfalls einen stehenden Start probieren. „Klar, man könnte versuchen, den Ablauf im Training mit mehr Regularien einzuschränken. Die gibt es grundsätzlich und werden bei Weltcups, EM und WM auch von Kommissären überwacht„, sagte Uibel. „Das ist aber bei kleineren Veranstaltungen schwer leistbar und war bisher auch nie ein Problem.“

Ein vergleichbarer Unfall ist bislang nur von Südamerika-Spielen 2014 bekannt. Nach einem Fehlstart im Teamsprint der Frauen zogen damals die Helfer die Startmaschine nicht von der Bahn, Irene Aravena prallte frontal in die Anlage. Mit einer gebrochenen Kniescheibe kam die Chilenin damals vergleichsweise glimpflich davon.