Voigt bei der Tour dabei - „Nummer 16 ich komme“
Berlin (dpa) - Die Vollzugsmeldung war eigentlich nur Formsache, und doch löste die Nachricht von seiner 16. Teilnahme an der Tour de France bei Oldie Jens Voigt große Freude aus.
„Yippieh!! Nummer 16 ich komme“, twitterte der mit 41 Jahren älteste Radprofi im Peloton auf seinem Internet-Sprachrohr. Dass der Mecklenburger an der Seite von Kapitän Andy Schleck und seines Landsmanns Andreas Klöden, immerhin auch schon 37 Jahre alt, bei der am 29. Juni auf Korsika beginnenden 100. Frankreich-Rundfahrt starten würde, hatte sich jüngst schon nach seiner starken Vorstellung bei der Tour de Suisse angedeutet.
Der „ewige“ Voigt, doch für einen Rekord reicht dies nicht. „Weiter eine Tour hinter Stuey!! Und nicht in der Lage, ihn zu überholen. Er wird die Nummer eins für immer sein. Er ist eine Legende“, schrieb Voigt weiter. Mit Stuey ist sein langjähriger Weggefährte Stuart O'Grady gemeint. Der Australier, sogar zwei Jahre jünger als Voigt, wurde von seinem Team Orica-GreenEdge ebenfalls nominiert. Damit nimmt O'Grady zum 17. Mal die Große Schleife in Angriff, womit er den Rekord von George Hincapie einstellen wird. Außerdem hatte der zweimalige Bahn-Olympiasieger angekündigt, seine Karriere erst nach der Frankreich-Rundfahrt 2014 beenden zu wollen.
So müsste Voigt noch ein paar Jahre in die Pedale treten. In den letzten Jahren hatte sich der in Frankreich äußerst beliebte Voigt immer wieder von der Tour verabschiedet, und doch stand er im nächsten Jahr wieder am Start. Ob es diesmal die letzte Tour ist? „Schwer zu sagen, aber es sieht wohl so aus“, sagte der RadioShack-Fahrer jüngst der Nachrichtenagentur dpa. Der Branche will er aber auf jeden Fall weiter treubleiben. „Wahrscheinlich als Fahrer. Aber ich ändere zehnmal am Tag meine Meinung, vielleicht wechsele ich auch ins Management.“
Vorher geht es aber noch einmal auf die Tortur über 3479 Kilometer durch Frankreich. Und im Gegensatz zu den vergangen Jahren könnten die deutschen Radsport-Fans wieder einen angriffslustigeren Voigt erleben, zumal ein starker Kapitän wie in den Vorjahren nicht im Team ist. Zwar führt der Luxemburger Andy Schleck das Aufgebot an, doch der Sieger von 2010 fährt nach seinem Steißbeinbruch aus dem Vorjahr der Form weiter hinterher. Mit unzähligen Ausreißversuchen hatte sich Voigt in der Vergangenheit einen Namen gemacht. Jeweils zweimal brachte ihm das einen Etappensieg und das Gelbe Trikot ein.
Es blieben aber nicht nur schöne Erinnerungen. Vor allem der folgenschwere Sturz bei der Abfahrt vom kleinen Sankt Bernhard 2009, der mit einem Jochbeinbruch, weiteren Verletzungen und der Tour-Aufgabe endete, zählt Voigt zu seinen unbedingt verzichtbaren Tour-Erfahrungen. Dazu zählt auch der große Doping-Skandal in seinem zweiten Profijahr 1998. Zumindest Mitwisser-Vorwürfe, die etwa von den Doping-Kronzeugen Tyler Hamilton oder Jörg Jaksche kamen, kontert der altgediente Voigt. Doping-Praktiken einzelner Fahrer in seinen Teams seien nie Thema von Gesprächen untereinander gewesen.