Aachener sorgen mit Reitturnieren für Ärger
Aachen (dpa) - Vor dem Jubiläum gibt es mächtig Ärger. Der 100. Nationenpreis der Springreiter steht in diesem Jahr auf dem Programm, aber der Veranstalter ist sauer auf die Organisatoren des berühmten CHIO in Aachen und die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN).
„Es ist ein Problem, dass es dieses Jahr neben der EM ein zweites Turnier in Aachen gibt“, klagte Peter Hofmann, der den Jubiläums-Wettbewerb im Juli in Mannheim organisiert: „Das war nicht Geschäftsgrundlage, als wir uns beworben haben. Das ist weder fair noch kollegial.“
Die Vorgeschichte ist komplex: Wegen der Europameisterschaft 2015 in fünf Disziplinen verzichteten die Aachener frühzeitig auf die CHIO-Ausrichtung in diesem Jahr. Der Verband suchte daher Veranstalter für die traditionsreichen Nationenpreise. Das sind die Team-Wettbewerbe, von denen jedes Land pro Disziplin nur einen ausrichten darf und dem Turnier den begehrten O-Status sichert. Mannheim erhielt schließlich den Nationenpreis der Springreiter (CSIO), Hagen bei Osnabrück den Nationenpreis der Dressureiter (CDIO).
Unangenehm überrascht waren die beiden Nationenpreis-Organisatoren, als die Aachener vor sechs Monaten plötzlich ankündigten, vor der EM im August noch ein weiteres Turnier im Mai zu organisieren. „Jetzt gibt es eine weitere Veranstaltung in Aachen, die mit viel Geld untermauert ist“, klagte Ulrich Kasselmann, der in der Nähe von Osnabrück den Dressur-Nationenpreis veranstaltet: „Das ist eine beschissene Situation für uns.“
Kasselmann betonte: „Als wir uns beworben haben, war von einem zweiten Turnier neben der EM noch keine Rede. Wir haben jetzt ein Alleinstellungsmerkmal verloren.“ Der erfahrene Turnier-Organisator hat nun ein Problem mit Sponsoren: „Wir haben denen gesagt, es gibt neben der EM kein anderes Turnier in Aachen.“ Kasselmann forderte: „Man muss mit offenen Karten spielen.“
Genauso verärgert ist Hofmann. Auch für ihn ist die Sponsoren-Suche durch das zusätzliche Turnier in Aachen schwerer als ursprünglich angenommen. Ein zweites Problem: Als er den Zuschlag für das CSIO-Turnier erhielt, war der deutsche Nationenpreis noch Teil der großen Springreiter-Serie des Weltverbandes FEI und brachte dadurch Sponsoringeinnahmen mit. Doch Aachen - und damit Deutschland - ist inzwischen aus der Serie ausgestiegen.
„Die finanzielle Situation ist angespannt“, berichtete Hofmann. Der Etat seines Nationenpreis-Turniers umfasst drei Millionen Euro, davon werden 800 000 als Preisgeld an die Reiter ausgezahlt. Zum Vergleich: Allein beim Großen von Aachen im Mai wird dieses Jahr eine Million Euro ausgeschüttet.
Die CHIO-Macher können den Ärger von Hofmann und Kasselmann nicht verstehen. „Die Kritik ist nicht nachvollziehbar“, konterte Michael Mronz, Vermarktungschef in Aachen. „Wir haben klar gesagt, dass wir kein CHIO mit Nationenpreisen machen.“ Aber der Termin für ein anderes Turnier neben der EM habe schon vor zwei Jahren im öffentlich einsehbaren Terminkalender des Weltverbandes gestanden.
Der Generalsekretär des deutschen Verbandes kann die Kritik hingegen verstehen. „Die Situation ist misslich“, sagte Soenke Lauterbach. „Dass durch die Entwicklung für die zwei Veranstalter Schwierigkeiten entstanden sind, kann ich nachvollziehen.“ Der Verband könne und wolle Aachen aber nicht untersagen, ein zweites Turnier neben der EM zu veranstalten.