Beerbaum vom Bundestrainer zu DM-Sieg überredet

Balve (dpa) - Eine der erstaunlichsten Geschichten im Pferdesport ist jene von Coupe de Coeur. Vor zwei Jahren war der schöne Schimmel bei den deutschen Meisterschaften schwer gestürzt, nun trug er Ludger Beerbaum zum neunten Meistertitel.

Dabei hatte der Springreiter nur widerwillig Coupe de Coeur in Balve gesattelt, auch weil sich der Hengst vor zwei Wochen beim Hamburger Derby verweigert hatte und partout nicht den berühmt-berüchtigten Wall in Klein-Flottbek heruntergehen wollte.

Schließlich rang sich der routinierte Reiter doch noch durch und wurde belohnt: Coupe de Coeur blieb als einziges Pferd in vier Runden ohne Abwurf. „Der Bundestrainer hat mich überredet“, gab Beerbaum zu. Otto Becker habe „den letzten Schubs gegeben“, in Balve doch noch anzutreten. So sattelte der 47-Jährige aus dem westfälischen Riesenbeck Coupe de Coeur, weil er seine besseren Pferde lieber bei finanziell lukrativeren Turnieren einsetzt.

Die ungewöhnliche Geschichte begann eigentlich schon vor jenem Sturz vor zwei Jahren. Zweimal feierte Rene Tebbel mit Coupe de Coeur die deutsche Meisterschaft, 2006 in Münster und 2007 in Gera. Doch das Glück des Reiters aus Emsbüren, der den Schimmel damals abwechselnd mit der Besitzerin Rasha Hareb ritt, blieb getrübt. Trotz der Titel gehörte er weder zum WM-Team in Aachen noch zum EM-Quartett in Mannheim.

Der Schimmel wurde schließlich verkauft, für geschätzte zwei Millionen Euro an die Beerbaum-Mäzenin Madeleine Winter-Schulze. Wirklich glücklich wurde der neue Reiter aber auch nicht mit dem Holsteiner-Hengst. Bei den Meisterschaften 2009 gab es den spektakulären Unfall. „Das war wirklich nicht schön“, sagte Beerbaum rückblickend: „Er hat sich schwer verletzt, seine Karriere war fast beendet.“ Bei Beerbaum kam der Sturz in den vergangenen Tagen immer wieder in den Kopf: „Ganz war der Gedanke nie weg.“ Erst am Finaltag in Balve sei er verflogen.

Erst nach einem halben Jahr Pause kam das Pferd wieder in den Sport. Die erhofften Erfolge blieben freilich aus. Die Arbeitsverweigerung beim Derby wirkte da fast schon symptomatisch. „Ich habe in Hamburg gehadert“, gab Beerbaum zu. „Nachdem wir beim Derby baden gegangen sind, ist dieser Titel umso schöner.“

Es hat sich offensichtlich ausgezahlt, dass der Reiter noch am gleichen Abend in Hamburg mit dem Pferd ein weiteres Mal auf den Wall ging und ihm in mehreren Schritten die Angst nahm. „Es hat scheinbar eine Rolle gespielt“, sagte Beerbaum nun: „Er war so konzentriert wie lange nicht.“

Die Nummer eins im Stall wird das 14-jährige Pferd trotz des Sieges in Balve nicht mehr werden. Gotha und Chaman sind die Pferde, die Beerbaum beim CHIO in Aachen reiten will, um sich für die EM in Madrid zu qualifizieren. Er hält den Nachwuchs trotz der dritten Meisterschaft von Coupe de Coeur für besser und „will einfach gewinnen, egal mit welchem Pferd“. Einen ganz besonderen Platz in Beerbaums Geschichte wird der Schimmel dennoch erhalten.