Beerbaum wieder obenauf: Betriebsausflug zur EM

Madrid (dpa) - Es ist ein Betriebsausflug der besonderen Art, den Ludger Beerbaum mit seinen Angestellten dieser Tage in Madrid macht. „Es ist keiner mehr zu Hause“, sagt sein Mitarbeiter Marco Kutscher über den Spanien-Trip: „Alle sind hier - das ist schon gewaltig.“

Gemeint sind die vier Reiter des Beerbaum-Stalles, die gemeinsam zur Europameisterschaft nach Spanien gefahren sind und den Aufwärtstrend demonstrieren. Zwei Jahre gehörte Ludger Beerbaum nicht zum deutschen Team, wenn es um die Medaillen ging, und auch kein Mitarbeiter aus seinem Stall. Jetzt ist der erfolgreichste Springreiter der zurückliegenden zwanzig Jahre wieder dabei - und mit ihm alle anderen Beerbaum-Reiter.

Marco Kutscher, der Doppel-Europameister von 2005, gehört wie Beerbaum zum deutschen Quartett. Philipp Weishaupt ist als Ersatzreiter mitgereist, und der bei Beerbaum ebenfalls angestellte Henrik von Eckermann reitet für Schwedens Equipe.

„Es war ein komisches Gefühl, nicht dabei zu sein“, sagt Beerbaum rückblickend. Inzwischen ist der Reiter, der allein bei Europameisterschaften fünf goldene Medaillen gewonnen hat, wieder obenauf. In der Millionen-Serie Global Champions Tour liegt er auf Platz zwei, die Riders Tour führt er an, und im Juni siegte der 48-Jährige bei der deutschen Meisterschaft.

Den neunten nationalen Titel gewann er mit dem Hengst Coupe de Coeur, den jetzt in Madrid der Schwede von Eckermann reiten darf - was viel über den Geist aussagt in der äußerst erfolgreichen Stallgemeinschaft aus Riesenbeck, einem Stadtteil von Hörstel im Tecklenburger Land.

Die ungewöhnliche Ausleihe charakterisiert auch Beerbaums Interpretation seiner Rolle als Arbeitgeber. „Jeder andere Chef hätte mir das Pferd weggenommen“, hatte Weishaupt schon vor zwei Jahren nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft mit Souvenir gesagt. Gut möglich, dass nun von Eckermann in Madrid mit Beerbaums Pferd vor dem eigenen Chef liegt und ihm sogar eine Medaille wegschnappt. „Wenn es denn so kommt, dann ist es halt so“, sagt Beerbaum lapidar.

„Wir gönnen es uns auch gegenseitig“, versichert Weishaupt. Und Kutscher betont: „Generell ist bei uns eine gute Chemie.“ Er sagt aber auch: „Das spornt an. Konkurrenzkampf motiviert.“ Dem Chef ist das durchaus recht, auch wenn er am vergangenen Sonntag beim Großen Preis von Paderborn als Dritter der Leidtragende war und hinter seinen Stall-Jockeys von Eckermann und Kutscher lag. „Das ist schon Wettbewerb - da ruht sich nie einer aus“, erklärt der Boss: „Der andere spürt immer den Atem vom anderen im Nacken.“

Management ist neben dem internen Wettbewerb ein weiterer wichtiger Baustein des Erfolges im Beerbaum-Stall. „Vier Reiter auf dem selben Niveau, da wollen alle gute Pferde haben“, sagt Kutscher: „Das ist schon ein Kunststück.“ Der wahrscheinlich wichtigste Baustein ist deshalb Madeleine Winter-Schulze. Der Mäzenin aus Wedemark bei Hannover gehören die meisten der Toppferde in der Riesenbecker Anlage. „Madeleine ist auch sehr ehrgeizig“, sagt Beerbaum: „Sie ist eine Person, die uns nach vorne pusht.“ Zum Betriebsausflug nach Madrid ist die Pferdebesitzerin natürlich auch mitgekommen.