Beerbaums Glück: Sieg nach kurioser Qualifikation?
Riesenbeck (dpa) - Das Osterwochenende hatte Ludger Beerbaum sich ganz anders vorgestellt. Als der erfolgreichste Springreiter der vergangenen 25 Jahre Anfang März die Qualifikation für das Weltcup-Finale verpasste, standen unfreiwillig ein paar freie Tage auf dem Programm.
„Ich hatte damit abgeschlossen“, berichtet Beerbaum. Doch nun kann er am Wochenende wider Erwarten doch noch Weltcup-Sieger werden.
„Das ist schon ein kuriose Geschichte“, sagt Bundestrainer Otto Becker. An Sprung sechs war Beerbaum beim letzten Qualifikations-Turnier in Göteborg im Sattel von Chiara ein Bügel gerissen, wie der Reiter berichtet: „Da war das Thema durch. Ich hatte bis dahin immer gedacht, das reicht noch.“
Als Nummer 26 der Westeuropa-Liga durfte Beerbaum auf keinen der 18 Startplätze für Lyon hoffen. Doch nach ungewöhnlich vielen Ausfällen und Absagen rückte der Routinier „auf den letzten Drücker“ ins Feld. Vor einer Woche nahm er das Angebot als Reservereiter an und entschied sich, nach Lyon zu reisen, obwohl er seine Pferde „nicht besonders vorbereitet“ hat.
Das am Freitag beginnende Finale ist das letzte Hallenturnier der Saison und mit seinen fünf Runden an drei Wettkampftagen besonders kraftzehrend. Aber Chaman und Chiara „sind gut in Schuss“, erklärt der 50 Jahre alte Profi aus dem westfälischen Riesenbeck, dessen Ehrgeiz trotz der vielen Erfolge immer noch immens ist.
Die plötzliche Chance wollte sich der viermalige Olympiasieger auf jeden Fall nicht entgehen lassen, auch wenn er bereits 20 Mal beim Final-Turnier geritten ist. „Das Finale hat nach wie vor eine große Bedeutung, das ist für uns Reiter die inoffizielle Hallen-Weltmeisterschaft“, erklärt Beerbaum seine Beweggründe. Für einen Profi wie ihn ist auch nicht zu vernachlässigen: „Beim Preisgeld wurde noch mal richtig zugelegt.“ Insgesamt 1,3 Millionen Euro werden in Lyon ausgeschüttet.
Angesichts der ungewöhnlichen Vorgeschichte macht sich Beerbaum locker auf den Weg in Frankreichs drittgrößte Stadt. „Ich bin ganz entspannt“, sagt der Reiter, der 1993 als erster Deutscher den Weltcup gewann. „Ich zähle mich nicht zu den Favoriten“, erklärt der Reiter. Das sieht der Bundestrainer allerdings anders.
„Natürlich hat er eine Chance, sogar ein große Chance“, sagt Becker. Bei den Weltcup-Qualifikationen klappte zwar nicht viel, doch durch die vielen Erfolge bei anderen Turnieren liegt Beerbaum derzeit auf Rang drei der Weltrangliste. Meistens saß er dabei im Sattel von Chiara oder Chaman.
Der Coach hat bei seinen insgesamt fünf Startern allerdings noch mehr Kandidaten für vordere Platzierungen. Vor allem der dreimalige Weltcup-Sieger Marcus Ehning (Borken) mit Cornado und der in Belgien lebende Daniel Deußer mit Cornet D'Amour zählen zum engsten Favoritenkreis. Zu den Außenseitern gehören Lars Nieberg (Sendenhorst) mit Leonie und Christian Ahlmann (Marl) mit Aragon.