Der Olympiasieger hat den Ehrgeiz wieder gefunden

Stuttgart (dpa) - Der Ehrgeiz hält sich in Grenzen. Rodrigo Pessoa reitet an diesem Wochenende in Stuttgart, aber der Weltcup interessiert ihn nicht sonderlich.

„Das ist nicht so wichtig“, sagt der Weltklasse-Reiter. Und auch die Millionen-Serie Global Champions Tour, die alle anderen Profis mit ihrem vielen Geld verrückt macht, „interessiert mich nicht so sehr“. Pessoa - der Hochbegabte, der früh Vollendete - er hat seinen eigenen Weg im Reitsport-Wanderzirkus gefunden.

Pessoa, der 1998 als jüngster Weltmeister in die Historie des Pferdesports einging, ist nur noch selten auf Platz eins zu finden. In der Weltrangliste liegt der langjährige Star der Szene nur noch auf Rang 59. „Ich bin ein bisschen müde“, hatte der früh erfolgreiche Sohn der Reitlegende Nelson Pessoa vor ein paar Jahren zugegeben.

Zwei Jahrzehnte lang war Pessoa Wochenende für Wochenende auf einem anderen Turnier. Der in Belgien lebende Brasilianer war der absolute Teenie-Schwarm und lange Zeit neben Ludger Beerbaum der dominierende Reiter. Doch das Nomadenleben der Profireiter hinterließ seine Spuren. Der dreimalige Weltcup-Sieger ließ es ruhiger angehen, genoss die entspannte Seite des Reiterlebens. Er hatte schließlich schon alles gewonnen, was im Springsport wichtig ist.

„Es ist immer gut zu siegen“, sagt der inzwischen 40-Jährige. Das kann auch in Stuttgart passieren. Aber ihn interessieren nicht Große Preise, sondern nur noch „große Titel“. Die Weltmeisterschaften im kommenden Jahr locken, die Panamerikanischen Spiele, vor allem aber Olympia.

„Natürlich, Olympische Spiele im eigenen Land“, sagt der Brasilianer und fügt nach einer kleinen Pause an. „Das ist das Ende des Tunnels. Das ist das wichtigste Ziel.“ Rio 2016 hat seinen Ehrgeiz wiederbelebt.

Die Vorbereitung läuft seit einigen Monaten. Im Mai beendeten Pessoa und die amerikanische Double H Farm ihre Zusammenarbeit, dank eines belgischen Sponsors kaufte der Reiter neue Pferde, denen er Olympia-Potenzial zutraut.

Mit der elfjährigen Stute Cadjanine gewann Pessoa bereits im Oktober das Championat von Hannover. „Sie ist sehr schnell“, schwärmt Pessoa. Besondere Hoffnungen setzt er jedoch auf Status, den Eva Bitter aus Bad Essen ausgebildet und mehrere Jahre geritten hat. „Ein sehr großes Talent“, sagt der begnadete Stilist über den neunjährigen Wallach.

In Rio will Pessoa am liebsten „echtes Gold“ gewinnen. Denn über seinen Sieg 2004 kann er sich nicht richtig freuen. Die Goldmedaille erhielt er mit mehreren Monaten Verspätung, nachdem der Ire Cian O'Connor als Dopingsünder überführt und verurteilt worden war.

Pessoa selber hat aber auch einen dunklen Fleck in seiner Olympia-Historie. Viereinhalb Monate war er gesperrt, weil bei seinem Pferd Rufus bei den Olympischen Reiterspielen in Hongkong die verbotene Substanz Nonivamide gefunden worden war. Sein fünfter Platz wurde aus den Listen gestrichen. Trotz dieses Vorfalls durfte Pessoa im vergangen Jahr in London die Flagge seines Landes ins Olympiastadion tragen.