Pechvogel Nagel: Riders-Tour-Sieg möglicher Trost?
München (dpa) - Der achte Platz im Großen Preis von München würde reichen - dann dürfte sich Carsten-Otto Nagel zwölf Monate lang „Rider of the year“ nennen. Doch der Springreiter aus Norderstedt ist vor dem Wochenende in der Olympiahalle mit Prognosen eher vorsichtig.
Schließlich war der zweimalige Vize-Europameister zuletzt der Pechvogel des Pferdesports.
„Natürlich würde ich gerne gewinnen“, sagt der 51-Jährige vor der letzten Etappe der Riders Tour ungewohnt offensiv: „Ich hatte eine Saison mit vielen zweiten und dritten Plätzen, jetzt ist es Zeit für einen ersten Platz.“ Allein Meredith Michaels-Beerbaum kann den Führenden noch stoppen. Nagel liegt in der Springsport-Serie mit 50 Punkten klar vor der Reiterin aus Thedinghausen, die bei den bisherigen sechs Etappen 37 Zähler gesammelt hat.
Der greifbar nahe Sieg wäre für Nagel eine Art Trostpflaster. Nach Team-Gold bei WM 2010 und EM 2011 verpasste der Routinier im vergangenen Jahr die Olympischen Spiele in London wegen einer langwierigen Zahnerkrankung seiner Stute Corradina. Und bei der EM in diesem Jahr ritt er zwar mit, kassierte aber in den drei Runden der Teamwertung je einen Abwurf und gab auf. Dass Corradina nicht richtig fit war und Lungenprobleme hatte, das bemerkte er erst anschließend.
Nagel hat es geärgert, dass der 15 Jahre alten Schimmel-Stute in Fachmagazinen bereits das Ende der Karriere vorausgesagt wurde. „Das liest man nicht so gerne über sein Goldstück“, sagt der Reiter. Vor dem Start in München versichert er: „Sie fühlt sich topfit an. Sie macht einen guten Eindruck.“
Nagel ist aber inzwischen in der glücklichen Lage, dass er noch ein weiteres gutes Pferd hat: „Das ist eine neue Situation für mich, ich habe jetzt mit Holiday ein zweites Eisen im Feuer.“ Zuletzt holte er mit dem zwölfjährigen Wallach, der zuvor von Janne Friederike Meyer (Schenefeld) geritten wurde, beim Turnier in Hannover als Sechster zehn Riders-Tour-Punkte.
„Dass es so gut läuft, das hätte ich nicht unbedingt gedacht“, sagt er über Holiday: „Das gibt neue Möglichkeiten.“ Beide Pferde nimmt Nagel mit nach München. „Ich entscheide am Sonntag, wen ich im Großen Preis einsetze“, kündigt der Gestütsleiter an, der seit 22 Jahren für den Stall Moorhof in Wedel arbeitet.
Bereits 2008 hatte Nagel die Serie gewonnen und durfte sich „Rider of the year“ nennen. „Das ist ein toller Titel. Das hört sich gut an und kann man auch Jahre später gut hören“, sagt der Profi, der bei fünf von sechs Etappen startete und die meisten Punkte durch Platz zwei im Hamburger Derby sammelte. Nagel profitierte indes auch davon, dass mehrere Topreiter die Riders Tour vernachlässigten und sich trotz der weiten Reisen auf die höher dotierte Global Champions Tour konzentrierten.
Das nächste große Ziel ist für Nagel die WM im kommenden Jahr in Frankreich. „Man muss abwarten, wie Corradina sich verhält“, sagt der Mannschafts-Weltmeister angesichts des bisherigen Pechs. Er ist sich jedoch sicher: „Wenn sie gesund ist, hat das nichts mit dem Alter zu tun.“