Eckermann stürzt schwer beim CHIO, Ahlmann feiert Sieg
Aachen (dpa) - Auch Christian Ahlmann stockte bei dem Sturz von Katrin Eckermann der Atem, doch anderthalb Stunden später durfte der Springreiter strahlen.
Der furchtbare Unfall der Kollegin war halbwegs glimpflich ausgegangen - und der 39 Jahre alte Ahlmann gewann erstmals in seiner Karriere den Großen Preis von Aachen. „Es ist einfach sehr gut gelaufen“, sagte der verschwitze und schmunzelnde Sieger des mit einer Million Euro dotierte Springens beim CHIO in Aachen.
Ahlmann freute sich aber auch für Eckermann. „Ihr geht es einigermaßen gut, das ist das Wichtigste“, sagte der Reiter aus Marl. „Das war ein Schock, als ich das gesehn habe“, kommentierte er den Unfall der 24 Jahre alten Reiterin aus Münster. „Der Sport ist gefährlich, Gott sei Dank sehen wir solche Dinge sehr selten“, meinte der Sieger.
Ahlmann war als erster von fünf Reitern ins Stechen geritten. „So zu gewinnen, ist auch glücklich“, gab der Doppel-Europameister von 2003 zu. „Ich habe versucht, die anderen unter Druck zu setzen. Ich wusste aber, dass ich nicht so schnell wie die anderen vier bin.“
So gewann Ahlmann mit Codex one nach zwei Umläufen mit dem einzigen fehlerfreien Ritt des Stechens. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Kent Farrington (USA) mit Voyeur (4/43,91) und Marcus Ehning aus Borken mit Plot Blue (4/46,01). Der in Belgien lebende Hesse Daniel Deußer kam auf Rang vier mit Cornet D'Amour (4/46,44). Mit dem Auftritt von Aachen dürfte Ahlmann seine WM-Chancen deutlich erhöht haben.
In der ersten Runde hatte den Reitern und 40 000 Zuschauern der Atem gestockt, sie erlebten die erschreckende Wiederholung eines fürchterlichen Sturzes. Die Springreiterin Katrin Eckermann fiel - wie fast genau drei Tage zuvor - am Sonntag beim Großen Preis von Aachen an einem Wassergraben. Zunächst stand sie nicht wieder auf. Die 24-Jährige konnte zunächst nicht atmen und wurde ins Krankenhaus gebracht. Dort wurde ein Schlüsselbeinbruch diagnostiziert.
„Von einer Sekunde auf die andere war alles ruhig“, beschrieb Ludger Beerbaum die Momente des Bangens. Co-Trainer Heinrich Hermann Engemann, der die junge Reiterin aus Münster seit mehreren Monaten im Perspektiv-Team betreut, berichtete: „Es sah im ersten Moment sehr schlimm aus.“
Wie im Nationenpreis kamen Eckermann und ihr Pferd Firth of Lorne nicht passend ans Wasser. Reiterin und Pferd kamen ins Straucheln, überschlugen sich. Eckermann lag am Boden, atemlose Stille herrschte im größten Reitstadion der Welt. 40 000 Menschen zitterten mit der junge Frau, die schließlich mit einem Krankenwagen abtransportiert wurde.
Nach einer knappen halben Stunde gab es die erste gute Nachricht. „Sie ist ansprechbar“, sagte Engemann. „Das Problem war, dass sie erst keine Luft bekam“, erklärte der ehemalige Profi. „Das Schlüsselbein ist gebrochen. Alles andere ist heil geblieben“, sagte Engemann.
Eckermanns Pferd, Firth Of Lorne, hat wohl nur geringe Verletzungen. „Dem Pferd geht es gut“, erklärte Engemann und sagte zu der Diagnose der Tierärzte: „Es ist ein stumpfes Trauma, eine Verstauchung.“
Dem Trainer war der erneute Unfall ein Rätsel, denn die Reiterin hatte einen Tag nach dem ersten Sturz den Preis von Nordrhein-Westfalen gewonnen - allerdings mit einem anderen Pferd. „Vielleicht war das noch eine Unsicherheit vom Donnerstagabend, vielleicht ist das mental doch tiefer als wir gedacht haben“, vermutete der Co-Bundestrainer: „Nach dem Nordrhein-Westfalen-Preis hat das keiner gedacht.“