Für Comeback benötigt Michaels-Beerbaum „viel Geduld“

Thedinghausen (dpa) - Stuttgart ist schon fast die letzte Chance. Das charakterisiert die schwierige Situation von Meredith Michaels-Beerbaum ziemlich treffend.

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„Ich muss unbedingt punkten“, sagt die erfolgreichste Springreiterin der Welt: „Ich wäre gerne beim Finale in Las Vegas dabei, aber es ist schwer, mich zu qualifizieren.“ Stuttgart ist das letzte Weltcup-Turnier in diesem Jahr, für das die 44-Jährige eine Startgenehmigung besitzt.

Viele Jahre ritt Michaels-Beerbaum in den Top Ten der Weltrangliste, führte das Ranking sogar als erste Frau monatelang an. Dadurch erhielt sie ein automatisches Startrecht, konnte sich die Weltcup-Turniere aussuchen. „Jetzt muss ich den Bundestrainer fragen, ob er einen Platz für mich frei hat, aber das tun viele“, erklärt die Reiterin, die auf Rang 88 der Weltrangliste abgerutscht ist. Schon lange hat die einstige Seriensiegerin keinen Großen Preis mehr gewonnen.

Dreimal feierte Michaels-Beerbaum den Sieg im Gesamt-Weltcup. Goldene Medaillen holte sie zudem bei EM und WM. Mit Shutterfly und Checkmate ritt sie viele Jahre von Sieg zu Sieg, war unter dem Kürzel MMB der umjubelte Star der Szene.

Mit der Nachfolgerin Bella Donna gelang nach der tränenreichen Shutterfly-Verabschiedung 2011 in Aachen ein unerwartet schnelles Comeback. Schon 2012 startete sie mit der Stute bei den Olympischen Spielen in London. Doch ihr Sponsor verkaufte Bella Donna im vergangenen Jahr für geschätzte sechs Millionen Euro nach Katar. Der spektakuläre Deal zwang Michaels-Beerbaum unfreiwillig zu einem zweiten Neuanfang.

Die ehrgeizige Reiterin muss sich selber zügeln. „Ich brauche Geduld“, sagt Michaels-Beerbaum. Und: „Ich muss realistisch sein.“ Fibonacci, die derzeitige Nummer eins im Stall, ist erst neun Jahre alt und „noch nicht ganz soweit“. Bei bisher drei Weltcup-Stationen in dieser Saison blieb das Paar zweimal ohne Punkte und landete in Oslo auf Platz vier.

Die gebürtige US-Amerikanerin ist dennoch bester Laune vor dem Start in Stuttgart, wo sie 2006 bis 2008 dreimal in Folge den Großen Preis gewann. „Ich glaube trotzdem, dass Fibonacci ein Ausnahmepferd ist“, sagt die 44-Jährige: „Shutterfly und Checkmate waren mit neun Jahren auch noch nicht soweit und haben Fehler gemacht.“ Sie glaubt: „Irgendwann macht es klick, und dann geht es nach oben.“

Neben Fibonacci hat sie in Atlanta noch eine neunjährige Zukunftshoffnung im Stall. Und seit der vergangenen Woche steht der achtjährige Wallach Comanche auf der heimischen Anlage im niedersächsischen Thedinghausen. „Der ist jünger, aber schon weiter“, erklärt die Reiterin. „Jetzt habe ich mehrere junge Pferde und baue sie langsam auf.“

Der Bundestrainer wartet auf sie. „Ich plane mit Meredith für die nächsten Jahre, gerade mit Blick auf die Olympischen Spiele in Rio“, sagt Otto Becker: „Ich bin heilfroh, wenn sie wieder Toppferde hat.“ Im Sattel von Fibonacci habe Michaels-Beerbaum immerhin schon mit dem deutschen Team den Nationenpreis von Falsterbo gewonnen. Aber auch der Coach rät zu Geduld. „Die jungen Pferde brauchen noch Zeit und Erfahrung“, sagte Becker: „Das geht nicht in ein paar Monaten.“