Italiener Gaudiano überrascht bei Derby-Qualifikation

Hamburg (dpa) - Der Große Wall war wieder das größte Hindernis: An dem berühmt-berüchtigten Hamburger Hügel scheiterte bei der zweiten Derby-Qualifikation eine ganz Reihe von Reitern. Beim Ritt von der Anhöhe zeigten sich aber auch die Könner.

Besonders elegant rutschte Judith Emmers aus Marl mit Papillon am Freitag herunter und kam am Ende auf Platz sechs. „Sie ist meine Favoritin für Sonntag“, kommentierte der Weltranglisten-Erste Christian Ahlmann, in dessen Stall die 27-Jährige arbeitet.

„Das sagt sich so leicht dahin“, konterte Emmers, die nicht auf Sieg, sondern sicher ritt. Unbedingt gewinnen wollte hingegen der italienische Springreiter Emanuele Gaudiano. Der 26-Jährige gewann im Sattel von Chicago. In 95,48 Sekunden ritt der seit langem im hessischen Büttelborn lebende Gaudiano mit großem Vorsprung zum Sieg und hängte den Niederländer Jur Vrieling mit Wonderboy (98,81) und den Schweizer Pius Schwizer mit Ulysse (99,10) klar ab.

Bester deutschen Reiter war in dem Zeitspringen Karl Brocks aus Füchtorf, der mit Plinton (105,42) auf Rang fünf kam. Dahinter folgten Emmers mit Papillon (108,03) und Mynou Diederichsmeier aus Blender mit Danthes (109,35).

Die Qualifikation war für die Reiter und Pferde ein kleiner Vorgeschmack auf den Klassiker am Sonntag und für viele sogar ein echter Härtetest. Bei dem 720 Meter langen Kurs war vor allem der Abgang vom drei Meter hohen Wall wieder eine besondere Herausforderung - was mehrere Verweigerungen zeigten.

Emmers hatte daheim in Marl auf Ahlmanns Anlage geübt. „Einmal nur, weil es gut klappte“, erklärte die Reiterin, die im Vorjahr Dritte im Deutschen Derby geworden war: „Christian hat gesagt, dass das reicht, damit das Pferd die Lust daran nicht verliert.“ Der Weltranglisten-Erste, der selbst kein passendes Pferd für den ungewöhnlichen Kurs in Hamburg hat, sagte über den zwölfjährigen Wallach: „Der macht das gerne. Bei anderen Pferden merkst du nach zwei Minuten, dass es mit denen nicht geht.“

Zu den Topfavoriten gehört auch Carsten-Otto Nagel. Der Vize-Europameister aus Norderstedt zeigte mit Lex Lugar (111,03) eine sehr sichere Runde und kam fehlerfrei auf Rang neun. „Ich bin mächtig stolz“, sagte der Derby-Sieger von 2010 über seinen 13 Jahre alten Hengst: „Er mag die Derby-Besonderheiten.“

Fehlerfrei blieb auch der achtplatzierte Marcus Ehning mit Campbel (110,46), doch der dreimalige Weltcup-Gewinner aus Borken zählt sich selbst nicht zu den Anwärtern auf den Derby-Sieg. „Er hat oben gezögert“, berichtete Ehning: „Mal schauen, wie er das bis Sonntag verkraftet hat.“

Vorn erwartet wird nach dem Auftritt vom Freitag auch Karl Brocks. „Es war ein bisschen anstrengend am Wall“, sagte der nach einigen Wanderjahren in Füchtorf lebende Brocks und gab zu: „Mein Herz pocht.“ Dass der Wall besonders viel Mut von Pferd und Reiter erfordert, bestätigte auch Mynou Diederichsmeier. „Ich hatte die Hosen voll“, gestand die Reiterin aus Blender, die mit Danthes ebenfalls fehlerfrei blieb.