Knapp vorbei: Bröring-Sprehe in der Kür erneut EM-Zweite

Aachen (dpa) - Kristina Bröring-Sprehe hat nur knapp ihren ersten internationalen Einzel-Titel verpasst. Dennoch verschaffte sie am Wochenende mit ihrem Doppel-Silber bei der Heim-EM in Aachen den deutschen Dressurreitern einen versöhnlichen Abschluss nach schwierigen Titelkämpfen.

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Einen Tag nach Platz zwei im Grand Prix Special gewann die 28-Jährige aus Dinklage auf Desperados auch in der Kür Silber. Wie schon am Vortag war vor 40 000 Zuschauern nur die britische Doppel-Olympiasiegerin Charlotte Dujardin auf Valegro erneut nicht zu schlagen. Diesmal fiel der Rückstand anders als im Special mit 0,250 Prozentpunkten wesentlich geringer als erwartet aus. Dujardin erhielt 89,054 Prozentpunkte, Bröring-Sprehe 88,804.

„Ich freue mich natürlich wahnsinnig über Silber“, sagte die Deutsche im ZDF, gestand aber auch: „Dass ich so knapp vorbei bin, ärgert mich schon ein bisschen. Desperados hat alles gegeben. Ich bin stolz auf ihn.“ Sie und ihr 14 Jahre alter Hengst scheinen ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die großen Herausforderer des dominierenden Paares der vergangenen Jahre zu sein.

Dritte wurde die Spanierin Beatrice Ferrer-Salat auf Delgado. Nur knapp verpasste Isabell Werth als Vierte mit dem überraschend starken Don Johnson ihre 19. Medaille. „Wenn mir das vorher einer gesagt hätte, dass Johnny eine Chance auf eine Einzelmedaille hätte, hätte ich das nicht geglaubt“, sagte die fünfmalige Olympiasiegerin

Die Gastgeber schlossen dank Bröring-Sprehe die EM mit dreimal Edelmetall ab. Mit der Mannschaft hatte die Equipe am Donnerstag nur Bronze geholt. Jessica von Bredow-Werndl überzeugte in beiden Einzel-Entscheidungen auf Unee und wurde in der Kür Siebte. Einen Tag zuvor war sie unmittelbar hinter Werth auf Rang acht gelandet.

Die 46-jährige Werth zeigte am Sonntag eine starke Vorstellung mit Don Johnson. Noch am Tag zuvor hatte sie für ein Kuriosum gesorgt, als sie sich ausgerechnet bei einer der stärksten Vorstellungen des Wallachs verritt. In der Kür steigerte sich ihr „Johnny“ noch einmal: „Heute waren auch alle meine Gehirnzellen mit dabei. Ich bin heute die glücklichste Blondine.“

Nach der Pleite mit dem Team und dem ganzen Theater mit der Verletzung und dem EM-Aus des einstmals als Wunderpferd verklärten Hengstes Totilas von Matthias Rath durfte auch Bundestrainerin Monica Theodorescu ein wenig aufatmen. „Ich muss das alles erst einmal sortieren, wenn ich wieder ausgeschlafen bin zu Hause“, sagte sie. „Wir haben sehr viele Erfahrungen gesammelt und uns während des Turniers deutlich gesteigert.“

Allerdings sind derzeit nur ihre Schülerin Bröring-Sprehe und Desperados ein Duo von Weltklasse-Format für Rio. Möglicherweise kann auch die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth mit Bella Rose („Sie ist das Pferd meines Lebens“) zu der Kategorie zählen. Die Stute fehlte in Aachen noch wegen Verletzung. Dahinter ist die Auswahl an Klasse-Duos allerdings mau.

Totilas dürfte in Theodorescus Plänen keine Rolle mehr spielen. Nach der Diagnose Knochenödem ist das Karriereende des mittlerweile 15-jährigen und verletzungsanfälligen Hengstes wahrscheinlicher denn je. „Wir haben hier eine Zäsur und eine gesunde Selbstreinigung“, sagte Werth. „Ich wünsche Totilas noch einen schönen Abschluss. Er sollte aber kein Thema mehr bei einem Championat sein.“