Nationenpreis-Finale ohne deutsche Equipe

Barcelona (dpa) - Mit jedem Tag wächst die Enttäuschung. Je näher das Nationenpreis-Finale in Barcelona rückt, desto mehr ärgert sich Bundestrainer Otto Becker über den Weltverband FEI.

Denn die deutschen Springreiter dürfen am Wochenende in Spanien nicht starten, weil ihnen das Wohlergehen ihrer Pferde wichtiger als der Erfolg war. „Das tut mir vor allem für die Reiter leid“, sagt Becker: „Schließlich geht es auch um viel Geld.“

Die Vorgeschichte spielt im Mai. Seit Tagen hatte es in der Schweiz geregnet, der Boden auf dem Turniergelände in St. Gallen wurde immer tiefer und rutschiger. Und daher entschieden die deutschen Reiter, kein Risiko einzugehen, die Pferde zu schonen und beim Team-Springen nicht anzutreten.

Um sich für Barcelona zu qualifizieren, fehlten der deutschen Mannschaft schließlich diese Zähler aus dem Springen in St. Gallen. Selbst der letzte Platz in der Prüfung hätte gereicht. „Wir würden die Entscheidung trotzdem immer wieder so treffen“, sagt Becker. „Wir wussten ja damals schon um die Konsequenzen.“

Der Bundestrainer fühlt sich dennoch „im Nachhinein bestätigt“. Das umstrittene Springen in St. Gallen, an dem alle anderen Teams teilnahmen, war damals wegen der widrigen Wetterbedingungen auf einen Umlauf verkürzt, einige Hindernisse gestrichen worden. Und am Folgetag war gleich das gesamte Turnier abgebrochen worden. „Aber das hilft jetzt auch nichts mehr“, sagt Becker.

Die Rücksichtnahme auf ihre Pferde kostet die deutschen Topreiter viel Geld. Insgesamt 2,31 Millionen Euro werden unweit vom Camp Nou auf der olympischen Reitanlage des Real Club de Polo verteilt. 18 Mannschaften starten am Freitag in der ersten Runde des neu organisierten Wettbewerbs, die besten acht Teams ermitteln am Sonntag den Sieger. Der Mannschafts-Weltmeister und Vize-Europameister aus Deutschland wäre einer der großen Favoriten gewesen. Jetzt haben alle „ein ruhiges Wochenende“, scherzt Becker.

Eine Wildcard hätte der Weltverband vergeben und so nach Beckers Meinung ein Zeichen setzen können, um nicht immer nur vom Wohlergehen der Pferde „zu reden und zu schreiben, sondern auch zu leben. Diese Chance hat der Verband vertan“. Die FEI habe „den Regularien entsprechend entschieden“, sagt Becker: „Doch moralisch ist das natürlich unbefriedigend. Wir haben das schließlich zum Schutz der Pferde gemacht.“