Olympiasieger Romeike muss drittes Jahr pausieren
Berlin (dpa) - Hinrich Romeike muss sich in Geduld üben - noch ein weiteres Jahr. Es ist bereits das dritte seit dem Gewinn der beiden Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen 2008 in Hongkong. Auch bei der diesjährigen EM in Luhmühlen wird der Vielseitigkeitsreiter nicht starten.
Sein Gold-Pferd Marius war lange verletzt, und so hat sich Romeike schweren Herzens zum frühzeitigen EM-Verzicht entschlossen. Vor allem, weil er mit Olympia 2012 in London noch ein letztes großes Ziel hat: „Ich habe einen Plan gemacht, nicht für dieses Jahr, sondern für nächstes Jahr.“
Romeike ist aus Schaden klug geworden. Nach einer langwierigen Sehnenverletzung seines Schimmels und dem erzwungenen EM-Verzicht im Jahr nach dem Olympia-Triumph begann er vor der WM wohl zu schnell. „Letztes Jahr nach Kentucky, da wollte ich schon sehr, sehr gerne hin“, berichtet der 47-Jährige aus Nübbel bei Rendsburg: „Im Nachhinein kann man sagen, dass der Start vielleicht ein bisschen zu früh war - aber nachher ist man immer schlauer.“
Bei einem Weltcup im polnischen Strzegom trat die Verletzung am linken Vorderbein wieder auf. Marius musste erneut pausieren, und Romeike stand wieder vor der Frage, wann er den nächsten großen Wettkampf wagen kann. Er entschloss sich schließlich zur Vorsicht. „Das tut saumäßig weh“, gibt er zu und erklärt in der ihm eigenen Sprache: „Es ist schließlich eine Heim-EM - und dann noch in Luhmühlen. Leckerer geht es nicht.“
Die Zeit wird knapp für das Pferd seines Lebens, auch wenn Romeike grinsend sagt: „Er ist erst 17, so fit und so frisch.“ Aber dem Reiter ist natürlich klar: Im kommenden Jahr, bei den Olympischen Spielen in London, ist Marius kurz vor dem Rentenalter für Pferde.
„Es gibt genügend Beispiele, dass Pferde auch mit 18 bei Championaten noch fit sind und auch erfolgreich“, sagt Bundestrainer Hans Melzer. Die lange Wettkampfpause könne sogar helfen, dass Marius „im nächsten Jahr wieder in Topform ist“, erklärt der Coach.
Ganz langsam, ganz behutsam will Romeike seinen Schimmel nun aufbauen. „Er soll im Herbst wettkampffit sein und ein paar kleinere Prüfungen gehen.“ Druck spüre er nicht, versichert er: „Ich habe ja schon zwei Goldmedaillen im Schrank.“ Aber, so fügt er an: „Wenn ich die Chance sehe, bin ich sofort im Wettkampf-Modus.“
Und was kommt nach Olympia 2012, nach Marius? „Ich lasse das auf mich zukommen. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich wieder ein tolles Pferd habe, dann würde ich es auch zeigen wollen“, sagt der reitende Zahnarzt.
„Mir geht es finanziell besser, wenn ich nicht erfolgreich bin“, erklärt Romeike. Die Praxis hat Vorrang, Geld für den Kauf eines fertig ausgebildeten Weltklasse-Pferdes ist in Romeikes Budget nicht vorgesehen. Dass er also noch einmal einen Ausnahmekönner wie Marius reiten wird, „das ist nicht realistisch“, sagt Romeike. Und schiebt schelmisch grinsend hinterher: „Aber wenn ich Realist wäre, wäre ich auch nicht Olympiasieger.“