Dressurreiten Olympiasiegerin Werth und Wendy reiten in ihrer eigenen Liga
Stuttgart · In Stuttgart sind die hochdekorierte Rekordreiterin und ihre Olympia-Stute nicht zu schlagen. Wie die langfristige Planung des Paares aussieht, bleibt aber ein Geheimnis.
Seriensiegerin Isabell Werth reckte zufrieden einen Finger in die Höhe und ließ sich nach der ersten gemeinsamen Weltcup-Kür mit ihrer Stute Wendy feiern. Noch während der Vorstellung des Dressur-Paares erhoben sich die Zuschauer in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle von ihren Sitzen und klatschten im Takt zu dem zu „Wendy“ umgedichteten Lied „Mandy“ von Barry Manilow. „Es ist die Leichtigkeit des Seins und die Musik, die mich unterwegs immer wieder inspiriert. Wenn das so gelingt, dann ist das einzigartig“, sagte die achtfache Olympiasiegerin, die ihre Ehrenrunde sichtlich genoss.
„Unglaublich, absolut fantastisch“, schwärmte Bundestrainerin Monica Theodorescu die Darbietung. „Ich war gespannt, wie sich Wendy in der Halle schlagen wird. Das ist noch einmal eine andere Herausforderung. Aber das Pferd hat sich mit Isabell seit Beginn des Jahres enorm verbessert.“ Und Werth selbst ergänzte, der Auftritt habe sich nicht schlechter angefühlt als jene in Paris. Bei den Sommerspielen im Schlosspark von Versailles gewannen die beiden Gold mit der Mannschaft und Silber im Einzel.
Deutlicher Vorsprung
Mit mehr als sechs Prozentpunkten Vorsprung verwies die 55-Jährige aus Rheinberg mit Wendy die Belgierin Larissa Pauluis auf Flambeau auf den zweiten Platz. Jedoch war es bei der Weltcup-Prüfung auch so, dass mit Werth und Ingrid Klimke auch nur zwei Reiterinnen aus den Top 25 der Weltrangliste an den Neckar gekommen waren.
Im Gefühl des souveränen Sieges - ihrem elften in der Kür von Stuttgart - ließ sich die Rekordreiterin ihre langfristige Planung mit Blick auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles nicht entlocken. „Ich habe nicht gesagt, dass ich dort nicht starte“, sagte Werth. „Ich habe gesagt, dass ich mal abwarte, was alles so passiert. Ich lasse das in Ruhe auf mich zukommen.“
Zum Abschluss auf dem zweiten Platz
Die kurzfristige Planung ist dagegen festgezurrt. Mit der zehnjährigen Wendy, die in Stuttgart zum ersten Mal seit den Spielen in Frankreichs Hauptstadt wieder zum Einsatz kam, wird Werth Ende November in Stockholm antreten. „Danach wird sie ihre Pause bekommen. Sie hat auch wirklich eine super Saison hinter sich“, sagte die achtfache Goldmedaillengewinnerin, die zum Abschluss der Dressur-Wettbewerbe in der baden-württembergischen Landeshauptstadt im Grand Prix Special auf dem zweiten Rang landete - jedoch auf D'avie. Der Hengst gehört dem Fußball-Profi Thomas Müller und dessen Frau Lisa, die mit dem Pferd bisher nicht sonderlich erfolgreich war.
In der Weltcup-Wertung belegen Werth und fünf weitere deutsche Reiter die ersten sechs Plätze. Diese Entwicklung ruft bei Theodorescu hinsichtlich des Final-Turniers Anfang April in Basel Optimismus hervor. „Ich bin froh, dass sich so viele dafür bewerben - nicht nur wegen der Weltcup-Punkte. Es ist auch wichtig, sich auf solchen internationalen Turnieren zu zeigen und in Szene zu setzen“, sagte sie.
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