Rath und Totilas siegen auch im Grand Prix Special
Perl-Borg (dpa) - Mit Vollgas Richtung Weltmeisterschaft: Dressurreiter Matthias Rath und sein Totilas haben bei der ersten WM-Sichtung im saarländischen Perl-Borg fast die gesamte deutsche Elite hinter sich gelassen.
Die beiden gewannen beide Hauptprüfungen und sorgten außerdem für einen persönlichen Rekord: Im Grand Prix am Freitag bekamen der 29-jährige Kronberger und Totilas 85,18 Prozent, so hoch war der Hengst noch nicht mal unter seinem früheren Reiter Edward Gal aus den Niederlanden bewertet worden.
Während die beiden in dem Grand Prix noch sehr überlegen gesiegt hatten, musste Rath im Special am Sonntag kurz zittern, ob es wieder für den ersten Platz reichen würde. Denn es gab einige Patzer in den Galoppwechseln, in einer Pirouette stolperte das Pferd. Trotzdem erhielten sie für die insgesamt sehr harmonische und sichere Vorstellung eine Top-Note von 82,196 Prozent. Damit siegten Rath und Totilas vor Isabell Werth (Rheinberg) mit Bella Rose (81,647) und Kristina Sprehe (Dinklage) mit Desperados (79,725).
Wenn alles nach Plan läuft, werden die deutschen Dressurreiter bei den Weltreiterspielen Ende August in der Normandie als die Favoriten an den Start gehen. Bislang gibt es vier potenzielle Kandidaten, die im Special schon mit über 80 Prozent bewertet wurden - das ist international einmalig. Neben Rath und Totilas haben auch Helen Langehanenberg (Billerbeck) mit ihrem Damon Hill, Sprehe mit Desperados und Werth mit Bella Rose in dieser Saison solche Top-Ergebnisse geholt. Erstere musste in Perl-Borg nicht an den Start gehen, weil ihr Pferd im Zuchteinsatz ist.
Die zweite und letzte WM-Sichtung steht Mitte Juli beim CHIO an. Es wäre keine Überraschung, wenn das Team, das bei diesem Aachener Turnier startet, in selber Besetzung auch zur WM fahren würde.
Im Gegensatz zu dem stets turbulenten Klassiker CHIO verlief die erste WM-Sichtung in Perl-Borg äußerst ruhig - nur die Dressurfans hatten den Weg in die saarländische Provinz auf sich genommen. Und so konnte auch von einem Hype um Totilas wie noch an Pfingsten beim Wiesbadener Turnier keine Rede sein. Dort hatten die Besucher in Scharen schon rund um den Abreiteplatz gestanden.
Perl-Borg war erst das dritte Turnier des berühmten Hengstes nach seinem überraschenden Comeback im Mai. Zwei Jahre lang war das einst teuerste Dressurpferd der Welt, das unter seinem früheren Reiter Gal einen Rekord nach dem anderen geknackt hatte, nicht mehr auf einem Turnier gezeigt worden. Erst war Rath im vor Olympia 2012 erkrankt, dann verletzte sich Totilas im März 2013 beim Zuchteinsatz.
Vor der Zwangspause hatte es einen in Deutschland bislang einzigartigen Hype um den Hengst gegeben - befeuert auch von dem Rath-Umfeld. Der öffentliche Druck war enorm, die Leistungen waren jedoch wechselhaft. Mehrfach wirkte der selbstbewusste Hengst so, als würde er seinen Reiter nicht so recht ernst nehmen.
Seit seinem Comeback könnte es jedoch kaum besser laufen: Jeder Start endete bislang mit einem überlegenen Sieg. Rath reitet deutlich souveräner als früher, sein 14-jähriger Hengst wirkt zufrieden. Es scheint, als sei das Paar vom Versprechen für die Zukunft zum Hoffnungsträger für die Gegenwart geworden.