Schreck im WM-Jahr: Zwei Toppferde verkauft
Warendorf (dpa) - Für den Bundestrainer hat die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft mit einem doppelten Schreck begonnen. Innerhalb von nur drei Wochen sind zwei deutsche Weltklassepferde verkauft worden, die zum A-Kader gehörten.
„Das schwächt uns natürlich“, kommentierte Otto Becker die beiden Millionen-Transfers der Springpferde Bella Donna und Copin. Viel Auswahl für die angestrebte Titelverteidigung im August hat der Coach jetzt nicht mehr: „Es wird immer knapper!“
Für Becker kam der am Wochenende bekanntgewordene Verkauf des Olympia-Pferd Bella Donna von Meredith Michaels-Beerbaum nicht mehr überraschend. „Das bahnte sich an“, sagte Becker. Aber der Verlust schmerzt ihn trotzdem: „Jedes Pferd, das verkauft wird, fehlt mir. Das tut mir weh.“ Das gilt auch für den kurz vor Weihnachten in die USA transferierten Copin von Marcus Ehning.
Der Handel von Pferden ist der Motor des Reitsports, gerade in Deutschland. „Wir sind Exportland“, erklärte Becker. Doch noch nie wurden innerhalb so kurzer Zeit zwei Spitzenpferde deutscher WM-Kandidaten verkauft. „Das ist neu“, meinte der Bundestrainer. Bereits im vergangenen Jahr musste er zwei Abgänge von hoffnungsvollen Pferden des B-Kaders verkraften: Acorte von Rolf Moormann und Light on von Rene Tebbel.
Für „richtige Kracher“ gebe es derzeit mehr Nachfrage als Angebote, hat der seit zweieinhalb Jahrzehnten in der Weltspitze reitende Ludger Beerbaum festgestellt: „Deshalb gehen die Preise in den Himmel.“ Seit ein paar Jahren investieren vor allem Saudi Arabien und Katar in Springpferde, mischen mit dem Öl-Geld den Markt auf und treiben die Preise in die Höhe. Die Besitzer der sportlichen Vierbeiner werden angesichts der vielen Millionen schwach, die Reiter trösten sich mit Provisionen.
Vor wenigen Monaten hatte die Armee Katars für rund zwölf Millionen Euro Palloubet D'Halong aus der Schweiz erworben und damit einen Preis-Rekord aufgestellt. Bella Donna ging nun auch nach Katar und dürfte ungefähr die Hälfte gekostet haben. „Käufer und Verkäufer haben vereinbart, dies nicht zu veröffentlichen“, sagte dazu Markus Beerbaum, Ehemann und Trainer von Meredith Michaels-Beerbaum.
Die Weltklassereiterin, die 2010 in den USA mit dem deutschen Team zu WM-Gold ritt, wird in diesem Jahr nicht zum Quartett für die Weltreiterspiele gehören. Michaels-Beerbaum hat kein anderes Pferd auf diesem Niveau. Ehning besitzt hingegen trotz des Verkaufs von Copin an die amerikanische Double H Farm noch Chancen auf ein Frankreich-Ticket. Vor allem mit dem elfjährigen Hengst Cornado hat er gute WM-Chancen. „Der ist sicher ein Thema“, sagte der Bundestrainer.
Neben Beerbaum und Ehning gibt es noch vier weitere WM-Kandidaten im A-Kader: Daniel Deußer, Carsten-Otto Nagel, Christian Ahlmann und Hans-Dieter Dreher. „Viel sichten müssen wir nicht mehr“, sagte der Bundestrainer, der vier Reiter und einen Ersatzmann für die Titelkämpfe in Caen sucht: „Die müssen alle erstmal zum richtigen Zeitpunkt topfit sein.“ Und es darf kein weiteres Pferd verkauft werden.