Springreitern gelingt guter EM-Start: Platz zwei
Madrid (dpa) - Die Medaillen sind zum Greifen nah. Die deutschen Springreiter haben bei den Europameisterschaften in Madrid einen hervorragenden Start erwischt und liegen nach dem Zeitspringen auf dem zweiten Platz.
Ganz knapp vor dem Team von Bundestrainer Otto Becker liegt nur Frankreich, dahinter Schweden. „Wir haben uns eine gute Ausgangslage erarbeitet“, sagte Becker und forderte: „Jetzt nur nicht nachlässig werden.“
In der Einzelwertung ist Carsten-Otto Nagel aus Norderstedt mit Corradina als bester deutscher Reiter Vierter. Es führt der Franzose Olivier Guillon mit Lord de Theize. „Das macht selbstbewusst für die nächsten Tage“, kommentierte Nagel. „Den Schwung wollen wir mitnehmen.“ Die Entscheidung fällt in den zwei Runden des Nationenpreises an den folgenden beiden Tagen. „Da wird es dann höher und breiter“, prophezeite der Vize-Europameister.
Die Taktik von Bundestrainer Otto Becker, der für das Zeitspringen „kontrollierte Offensive“ angeordnet hatte, ging auf. „Das ist ein Taktik-Spiel“, erklärte Janne-Friederike Meyer: „Wenn du zu langsam reitest, bist du hier gleich weg.“ Zu schnelles Reiten birgt aber das Risiko von Abwürfen, die beim Zeitspringen in Sekunden umgerechnet werden.
Ludger Beerbaum vergab als letzter deutscher Reiter die Chance auf eine bessere Platzierung. Mit Gotha hatte er einen Fehler am Wassergraben und ritt nicht schnell genug. „Normalerweise ist Wasser nicht ihr Problem“, sagte der Bundestrainer.
Einen guten Start hatte das deutschen Team durch Marco Kutscher erwischt, der sich erst kurz vor der EM gegen Cash und für den Hengst Cornet Obolensky entschieden hatte. „Otto war erst nicht so begeistert“, berichtete Kutscher über die Reaktion des Bundestrainers, der sich aber überzeugen ließ. „Wie es im Moment aussieht, war es richtig“, sagte Kutscher über die fehlerfreie Runde mit dem Schimmel. „Wenn es so weiterläuft, dann ist es super.“ Flott und flüssig absolvierte das Paar den Parcours, obwohl „Zeitspringen nicht zu unseren Spezialitäten gehört“.
Lob für den Ritt mit dem als schwierig geltenden Cornet Obolensky erhielt Kutscher auch von Carsten-Otto Nagel: „Er ist eine grandiose Runde geritten.“ Der Vize-Europameister von 2009 war mit Corradina sogar noch schneller. „Das war gut“, kommentierte der Reiter aus Norderstedt seine makellose Runde: „Mit einem Abwurf ist man ja gleich zwanzig Plätze weiter hinten.“
Janne-Friederike Meyer blieb mit Lambrasco ebenfalls fehlerfrei und war „super-zufrieden, wie er gesprungen ist“. Sie habe vorsichtig angefangen, erklärte die Reiterin aus Schenefeld bei Hamburg: „Im Nachhinein habe ich mich ein bisschen geärgert, ich hätte auch etwas frecher anfangen können.“
Die hochsommerlichen Temperaturen in Madrid von mehr als 30 Grad machten den Pferden wenig aus. „Wir konnten uns in Holstein nicht auf den Sommer vorbereiten“, scherzte Meyer. Lambrasco sei „extra wegen der Hitze geschoren - jetzt sieht er aus wie ein gerupftes Huhn“.