Totilas: Neuer Debüt-Versuch - „Rappelt im Karton“
München (dpa) - Aufregung vor dem ersten Auftritt im zweiten Anlauf: Vier Wochen nach dem geplatzten Debüt soll das teuerste Dressurpferd der Welt am 2. Juni in München erstmals mit seinem neuen Reiter Matthias Rath im Wettkampf antreten.
„Seit klar ist, dass Totilas startet, rappelt es bei uns im Karton“, beschrieb Turnierveranstalter Bernhard Graf von Ballestrem den Wirbel um den schwarzen Hengst, der in der Szene als Wunderpferd gilt.
Rath und Totilas werden bereits als das neue Traumpaar vermarktet und haben noch vor dem ersten Ritt einen Dressur-Hype ausgelöst, der hierzulande bisher unbekannt war. Aber kann der 26-Jährige mit dem besten und kostspieligsten Pferd der Welt überhaupt gewinnen? Nein, sagt zumindest Edward Gal, der mit Totilas drei goldene WM-Medaillen gewann und der den schwarzen Hengst so ausbildete, dass er nun als Jahrhundertpferd gilt. „Läuft es gut, ist es das Pferd“, sagt der niederländische Reiter: „Läuft es nicht gut, liegt es am Reiter.“
Der Dreifach-Weltmeister, der den Hengst seit dem Verkauf an Paul Schockemöhle nicht mehr reiten darf, sieht den Nachfolger in einer extremen Drucksituation: „Ein zweiter Platz mit Totilas bedeutet für die Öffentlichkeit immer eine Niederlage.“ Gal wird beim Debüt des Paares Rath/Totilas höchstwahrscheinlich selbst zuschauen, denn sein Partner Hans Peter Minderhoud will auch in München starten.
Für Totilas scheut Schockemöhle weder Kosten noch Mühen. Um das Wunderpferd beim ersten Wettkampf zu sehen, reist der ehemalige Europameister der Springreiter am Donnerstag von Hamburg nach München - und nach dem nicht einmal zehnminütigen Ritt wieder zurück. Als Mitveranstalter des Derby-Turniers ist Schockemöhle in Hamburg eigentlich unentbehrlich, aber als Besitzer des rund zehn Millionen Euro teuren Totilas auch besonders gespannt auf die Premiere.
Rath demonstriert derweil Gelassenheit. „Es wäre vermessen zu denken, dass ich nach vier bis fünf Monaten mit Totilas besser bin als Edward“, sagt der 26-Jährige aus Kronberg im Taunus, der am Dienstag bereits in München angereist ist. Er stapelte tief: „Ich bin gespannt, wie sich Totilas unter Turnieratmosphäre präsentieren wird.“
Der Start in München ist das verschobene Debüt, nachdem Rath die geplanten Ritte in Hagen bei Osnabrück absagen musste. Der schwarze Hengst war verletzt. Die Dressurszene hatte skeptisch bis hämisch reagiert. „Totilas soll mal so langsam an die Sonne kommen. Es wäre schön, wenn jetzt mal etwas über ihn geschrieben würde, was man auch sehen kann“, hatte die Weltcup-Dritte Ulla Salzgeber gefordert.
Kurz vor dem Start versprach Salzgeber nun, die Daumen für Rath zu drücken, und sagte: „Es hat einfach genervt, dass man über gar nichts mehr anderes sprechen konnte.“ Die zweimalige Team-Olympiasiegerin kann sich selbst ein Bild machen, sie ist in München auch am Start - so wie die meisten Stars der Szene.
Auf die besten Paare werden Rath und Totilas allerdings bei ihrem Debüt nicht treffen. Die beiden müssen zunächst klein anfangen und in einer Drei-Sterne-Prüfung antreten, während die Spitzenreiter ihre Toppferde für eine Fünf-Sterne-Prüfung satteln. München ist Teil der höchstdotierten Dressurserie, die World Dressage Masters heißt und ein Preisgeld von 125 000 Euro verspricht. Im Vorjahr hatte in München übrigens Edward Gal mit Totilas gewonnen.
Für Totilas' ersten Auftritt in der bayrischen Landeshauptstadt hatten die Organisatoren erstmals eine Tribüne an das Dressur-Viereck gebaut. Für das Debüt mit Rath musste sie nun vergrößert werden. Die Kosten sind durch die zusätzlichen Einnahmen gedeckt. Die Kartennachfrage war „so groß wie noch nie“, sagte der Veranstalter. Und zum „Rappeln im Karton“ gehört auch ein bisher ungewohnter Medien-Andrang.