Hohe Zuschauerresonanz Zwei Ahlmann-Siege bei Berliner Turnier-Premiere
Berlin (dpa) - Christian Ahlmann kam aus dem Feiern gar nicht mehr heraus. Beim neuen Reitturnier in der Hauptstadt gelangen dem Reiter aus Marl gleich zwei Siege.
Einen Tag nach Platz eins im Großen Preis gewann der 42-Jährige auch bei der letzten Prüfung der Berliner Premiere im Championat. „Für mich lief es brillant hier“, schwärmte der zweifache Sieger: „Es könnte nicht besser sein.“
Zum Abschluss des neuen Reitturniers ritt Ahlmann mit dem Hengst Colorit zum Sieg. Der Profi war deutlich schneller als der ebenfalls fehlerfreie Italiener Alberto Zorzi mit Contanga. Dritter der mit 92 000 Euro dotierten Prüfung wurde der Niederländer Harrie Smolders mit Capital Colnardo. „Manchmal läuft es einfach“, sagte der Doppel-Sieger.
Am Vortag hatte Ahlmann sich noch ausgiebiger gefreut, da der Große Preis der sportliche Höhepunkt der gelungenen Hauptstadt-Premiere war. Der 43 Jahre alte Profi feierte feucht-fröhlich mit der zweitplatzierten Simone Blum. Der deutsche Doppel-Erfolg krönte das Millionen-Experiment, nach vielen Jahren wieder ein großes Reitturnier in Berlin zu etablieren.
„Ich war überrascht, wie viele Zuschauer hier beim ersten Mal waren“, sagte Ahlmann. Mit jeweils 5000 Zuschauern war die Premiere auf Anhieb ausverkauft. „Ich bin früher in Berlin oft unter Ausschluss der Öffentlichkeit geritten, aber jetzt war eine tolle Stimmung.“
Das Publikum genoss offensichtlich die Atmosphäre im idyllischen, von alten Bäumen gesäumten Sommergarten unter dem Funkturm. Nicht nur der naturgemäß gut gelaunte Ahlmann war begeistert, auch der nur auf Platz 18 gelandete Marco Kutscher lobte das neue Turnier: „Für die Zuschauer ist es toll und für uns auch. Für das erste Mal ist das ein Hammer.“
Der sportliche Erfolg der Gastgeber passte zum Gesamtbild. Ahlmann setzte sich im Großen Preis mit Codex One durch. Er gewann auf seinem Hengst mit dem schnellsten Ritt ohne Strafpunkt vor Blum. Die 28 Jahre alte deutsche Meisterin aus Zolling ritt mit Alice nur fünf Hundertstel-Sekunden langsamer.
Ahlmann kassierte knapp ein Drittel der Dotierung von 300 000 Euro und sagte: „Codex ist immer schnell, aber ich wusste nicht, ob er schon genug Kraft hat.“ Das Pferd musste mehrere Monate pausieren und ist erst seit sechs Wochen wieder im Turniereinsatz.
Der starke Auftritt von Blum dürfte für eine Nominierung für das Europameisterschafts-Team zu spät kommen. Zumindest war Bundestrainer Otto Becker unter den Zuschauern, schaute genau zu und sah erneut einen enttäuschenden Auftritt des ehemaligen EM-Kandidaten Kutscher. „Richtig gut laufen tut es nicht“, gab der Reiter zu.
In der kommenden Woche will Becker sein Quartett für Göteborg nominieren. „Es ist schwer“, sagte Becker, der ein neues Team zusammenstellen muss: „Wir sind im Umbruch.“ Aus dem Olympia-Quartett von Rio steht keiner mehr zur Verfügung. Der in Berlin siegreiche Ahlmann will seine Toppferde Codex one und Taloubet wegen ihres Alters nicht mehr bei einer EM oder WM reiten.
Als gesetzt gelten nach dem erfolgreichen Nationenpreis in Aachen in der vorletzten Woche Marcus Ehning aus Borken mit Pret A Tout, Maurice Tebbel (Emsbüren) mit Chacco's Son und Philipp Weishaupt (Riesenbeck) mit Convall. Hoffnungen auf den vierten EM-Platz darf sich vor allem die erst 23 Jahre Laura Klaphake (Steinfeld) machen.