Paralympics Rothfuss und Eskau jubeln über Silber - Schaffelhuber Fünfte

Pyeongchang (dpa) - Jubel bei Andrea „Silberfuss“, Ratlosigkeit bei den Gold-Mädels. Andrea Rothfuss hat bei den Paralympics im vierten Alpin-Rennen die vierte Silbermedaille gewonnen. Die deutschen Monoski-Fahrerinnen gingen dagegen erstmals leer aus.

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Die zweifache Gold-Gewinnerin von Pyeongchang, Anna Schaffelhuber, wurde im Riesenslalom Fünfte und landete damit einen Platz vor Vortagessiegerin Anna-Lena-Forster. Extremes Pech hatte Georg Kreiter: Der 33-Jährige stürzte und brach sich das Schlüsselbein. Dagegen hatte Andrea Eskau in der Loipe erneut Grund zu feiern.

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„Ich habe jetzt vier Silbermedaillen gewonnen, das ist Wahnsinn“, sagte Rothfuss, die von Rekord-Paralympicssieger und ARD-Experte Gerd Schönfelder den Spitznamen „Silberfuss“ erhalten hatte. „Im Team haben sie mich auch schon „Vizefuss“ genannt, da gefällt mir „Silberfuss“ besser“, sagte Rothfuss grinsend, als sie sich im „Alpenhaus“ feiern ließ. Nachdem sie sich am Vortag in der Super-Kombination noch über Platz zwei geärgert hatte, jubelte die 28-Jährige nach ihrer Zieldurchfahrt. „Das ist genial“, sagte Rothfuss (Mitteltal). „Ich konnte heute einen guten Wettkampf liefern.“

Das sah auch Friedhelm Julius Beucher so. Der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes sprach von einem der „stärksten Rennen dieser Konkurrenz“ und sagte: „Andrea Rothfuss hat sich hervorragend geschlagen.“ Auf ihre Dauer-Rivalin aus Frankreich, Marie Bochet, hatte sie einen Rückstand von 2,26 Sekunden.

Schaffelhuber und Forster schlugen sich nicht so gut und wussten hinterher auch nicht so richtig warum. „Heute ist für mich ein unerklärlicher Tag“, sagte Schaffelhuber, die zuvor in acht paralympischen Rennen in Serie eine Medaille geholt hatte - siebenmal Gold und einmal Silber.

„Ich bin eigentlich zwei sehr, sehr gute Läufe gefahren. Sowas wie heute habe ich noch nie erlebt. Wir müssen noch analysieren, was das Problem war.“ Im Material wollte die Regensburgerin nicht die Ursache sehen. „Wahrscheinlich muss ich mir an die eigene Nase packen“, sagte sie.

Forster war ähnlich ratlos: „Ich kann es echt nicht sagen, woran es lag“, betonte die 22-Jährige. „Ich muss mir noch die Videos vom Rennen anschauen. Ich möchte schon gerne wissen, wo ich fünf Sekunden liegen gelassen habe.“ Exakt 5,24 Sekunden betrug Forsters Rückstand auf die japanische Siegerin Momoka Muraoka.

Im Langlauf- und Biathlonstadion hatte Eskau ganz andere Probleme: „So langsam muss ich aufpassen, dass ich kein Übergepäck habe“, sagte die 46-Jährige nach ihrem Silber-Sprint im Langlauf lachend. „Wobei, es gibt Schlimmeres. Zur Not würde ich auch noch drei weitere unterkriegen.“

Für Fahnenträgerin Eskau war es nach einer goldenen und einer weiteren silbernen Medaille bereits das dritte Edelmetall in Pyeongchang. Vor Eskaus Leistung könne man „nur den Hut ziehen“, sagte Deutschlands Chef de Mission Karl Quade. „Sie ist die einzige Elferin im Feld von Zwölfern. In allen anderen Klassen haben die leichter Behinderten alle Medaillen gewonnen. Aber das ist eben Andrea Eskau. Sie ist eine Kämpferin und kann unheimlich beißen.“

Im Jeongseon Alpine Center verpasste Noemi Ristau eine Medaille nur um einen Platz. Der 26-Jährigen fehlten am Ende 3,12 Sekunden auf Bronze und die Australierin Melissa Perrine. Anna-Maria Rieder wurde bei ihrer Paralympics-Premiere Sechste.

Bei den Männern musste Kreiter nach seinem Sturz im ersten Lauf zunächst minutenlang auf der Piste behandelt werden, bevor der querschnittsgelähmte Sportler zum Röntgen in ein 50 Kilometer entferntes Krankenhaus gebracht und dort noch am Mittwoch operiert wurde. „Stand jetzt soll er zusammen mit der Mannschaft am Montag zurückfliegen“, erklärte Chef de Mission Karl Quade. Teamkollege Thomas Nolte stürzte ebenfalls, blieb jedoch unverletzt.