Säbel-Ass Nicolas Limbach will „den Jungs“ helfen

Budapest (dpa) - Nicolas Limbach hat sich rar gemacht. Und er hat keine Ahnung, was ihm in Budapest bevorsteht: „Ich kann mich nicht einschätzen.“ Das sagt einer, der seit Kiew 2007 bei allen Fecht-Weltmeisterschaften Medaillen gewonnen hat:

Bronze in der Ukraine, Gold 2009 in Antalya, Silber 2010 in Paris und 2011 in Catania - ein deutscher Erfolgsgarant mit dem Säbel.

Warum Limbach nach fünften Plätzen bei den London-Spielen im Einzel- und Teamwettbewerb nur an vier Saison-Weltcups teilnahm und auf die EM im Juni in Zagreb verzichtete, liegt für ihn auf der Hand: „Wenn du bei Olympia nichts machst, fällst du finanziell in ein Loch.“ Ergo präferiert er im Jahr 2013 sein berufliches Weiterkommen - „wenn du mal eine Familie haben willst, musst du das machen.“

Der Dormagener hat sich für das Sommersemester an einer Privat-Hochschule in Köln eingeschrieben, studiert dort im Fach International Business Administration - in Englisch: „Das ist 14 Tage komisch, danach ist das normal.“ Nach Budapest wird er ein sechswöchiges Praktikum bei einer Firma im rheinischen Neuss aufnehmen: Der Mann will Beruf und Sport vereinen - jedenfalls auf absehbare Zeit.

Rio 2016? Das ist noch weit weg für ihn. Und: „Gar nicht so einfach.“ Zweimal schon, für die Spiele in Peking (Platz neun) und London, hat er „alles hinten angestellt“. Sich Tag für Tag mit Bundestrainer Vilmos Szabo zu Lektionen getroffen, um einfach immer top sein zu können. Und das war er - und hat vor seinem WM-Start trotz fehlender Eigeneinschätzung „keine Angst“. Denn: „Ganz schlecht bin ich nicht.“

Stimmt. Limbach ist einer, der mitreißt, der über die Planche stürmt, der die Gegner entnerven will. Und der schmerzlich vermisst wurde bei der EM in Kroatien, wo „seine Jungs“, wie er die Dormagener Mitstreiter Max Hartung, Benedikt Wagner und Trainer-Sohn Matyas Szabo bezeichnet, im Team nicht über den fünften Platz hinauskamen - trotz deutlich größeren Potenzials.

Der Individualwettbewerb in Ungarns Hauptstadt mit der Entscheidung am Mittwoch ist für Limbach nicht erste Priorität. „Ich will den Jungs helfen“, sagt er vor der Mannschaftsentscheidung am 10. August. Denn ohne ihn fehlt „den Jungs“ die Konstanz. So bewiesen beim Europa-Championat vor zwei Monaten, als die Medaillenanwärter im Viertelfinale am späteren EM-Zweiten Ungarn scheiterten.

Trainer Vilmos Szabo ist froh, dass Limbach wieder dabei ist. Und er traut seinem Vor-Fechter bei der WM alles zu: „Er ficht auf einem Niveau, mit dem er in beiden Wettbewerben Medaillen gewinnen kann.“ Die Weltcups und Grand Prixs des nacholympischen Jahres bestätigen Szabo in dieser Einschätzung: Ausgerechnet in Budapest gewann Limbach im März den dortigen Großen Preis, wurde zudem Dritter beim Weltcup im Februar in Madrid.

Er kann es also. Eigentlich immer. Und trotz einer Magen-Darm-Geschichte beim WM-Lehrgang in Belgien. „Er wird richtig fit sein“, sagt Coach Szabo. „Und heiß“, ergänzt er mit einem Blick in die Vergangenheit. Denn ein Jahr nach Rang neun von Peking wurde Limbach in Antalya Welt-Champion - ein gutes Vorzeichen für Budapest?