Schalke ganz cool — Streich außer sich
Der Freiburger Trainer kann sich nach dem Platzverweis für Petersen gar nicht mehr beruhigen.
Gelsenkirchen. Die Ordner hatten Mühe, Christian Streich abzuschirmen. Der Trainer des SC Freiburg verfolgte die letzten 20 Minuten der 0:2 (0:0)-Niederlage seiner Mannschaft beim FC Schalke 04 von der Haupttribüne der Gelsenkirchener Arena aus. Schiedsrichter Tobias Stieler hatte den 52-Jährigen dorthin verbannt, weil Streich derartig aus der Haut gefahren war, dass es nicht einmal mehrere Co-Trainer und Spieler schafften, den Fußballlehrer zu beruhigen. Und so war Streich der Häme der Schalke-Anhänger ausgesetzt, die auf der Tribüne direkt neben ihm saßen.
Streich war so außer sich, weil es erneut Stieler war, den der Trainer für eine eklatante Fehlentscheidung gegen sein Team verantwortlich gemacht hatte. Bereits zuvor in der laufenden Saison hatte Stieler die Freiburger im Spiel beim VfB Stuttgart zur Weißglut getrieben, weil er Innenverteidiger Caglar Söyüncü in der 12. Minute fälschlicherweise des Feldes verwiesen hatte und die Partie wohl vor allem wegen der dauerhaften Unterzahl der Freiburger mit 0:3 verloren ging. Der Schiedsrichter hatte sich damals nach der Partie für seinen groben Fehler entschuldigt. Und auch auf Schalke spielte Stieler wieder eine kuriose Rolle.
In einem Spiel, in dem sich die Schalker wieder einmal äußerst schwer taten und sehr wenig für einen Treffer der Königsblauen sprach, hatte ihnen der Schiedsrichter zuerst einen umstrittenen Elfmeter zugesprochen, den Daniel Caligiuri (62.) sicher verwandelte. Im Nachklang zeigte er SCF-Stürmer Nils Petersen wegen dauerhaften Protestes noch die Gelbe Karte. Dieses machte Stieler allerdings im Rücken des Angreifers.
Als Petersen drei Minuten später nur mit einem Sicherheitssprung einem groben Einsteigen des Schalkers Breel Embolo entgehen konnte und sich darüber beschwerte, dass Stieler diese überharte Aktion kurioserweise nicht ahndete, zückte der Schiedsrichter Gelb-Rot (66.) und schwächte die Freiburger abermals. Das war zu viel für die Nerven von Trainer Streich, der sich mit seinem Team mitten im Abstiegskampf befindet. Und der bis zu diesem Augenblick die Hoffnung haben konnte, sich vielleicht einen Punkt gegen die wenig überzeugenden Schalker erkämpfen zu können. Streich war zudem der Auffassung, dass Petersen die erste Gelbe Karte gar nicht wahrgenommen hatte.
Christian Streich, Trainer des SC Freiburg
Auch Petersen selbst beteuerte: „Ich wusste nicht, dass ich Gelb habe.“ Schiedsrichter Stieler bestreitet das: „Ich habe ihm die Gelbe Karte gezeigt, dabei auf den Rücken getippt und gesagt: ,Gelb, Nummer 18.’ Es war also klar kommuniziert“, versicherte Stieler dem Magazin „Kicker“.
Der Freiburger Coach bezeichnete die Entscheidungen auch gut eine Stunde nach dem Abpfiff noch als „unglaublich“, und sein Ärger war ihm aufgrund seiner tiefroten Gesichtsfärbung deutlich anzusehen. „Das war hier die Fortsetzung dessen, was wir in Stuttgart 80 Minuten lang nach einer vollständig unberechtigten Roten Karte erlebt haben“, sagte Streich, der gar nicht daran dachte, einzulenken. „Ich habe nicht überreagiert“, stellte Streich klar: „Ich habe ein Schimpfwort benutzt.“ Welches genau, ließ er allerdings offen.
Und während die Freiburger wenig amüsiert den Heimweg antraten, nachdem ihnen Guido Burgstaller auch noch einen zweiten Treffer (73.) eingeschenkt hatte, konnten die Schalker ihr Glück kaum fassen. Es war der sechste Erfolg der Königsblauen in Folge, was die Einstellung eines Vereinsrekordes (2004/05; 2006/07) bedeutete und den zweiten Tabellenplatz untermauerte.
Die Schalker Taktik nahm zwar erneut keine Rücksicht auf die Attraktivität des eigenen Spiels, sondern richtete sich vor allem nach der größtmöglichen Effizienz. Aber für den Ruhrgebietsclub geht es in dieser Spielzeit vor allem darum, zurück in die Champions League und damit an die großen Geldtöpfe zu gelangen. Dass Trainer Domenico Tedesco seine Mannschaft allerdings derart begeisternd fand („Besser, als wir das nach der Pause gegen Freiburg gemacht haben, kann man das kaum spielen“), war aber eher seinem persönlichen Glücksgefühl geschuldet als einer realistischen Wahrnehmung.