Schluss-Trostrunde statt Medaillen für deutsche Fechter
Zagreb (dpa) - Deutschlands Fechter verlassen Zagreb mit drei Titeln und einmal Bronze - die beste EM-Ausbeute seit 15 Jahren. Und trotzdem war Verbands-Vizepräsident Dieter Lammer in seiner Bilanz zwiespältig.
Medaillenziel übertroffen, sportliches Vorhaben nicht unbedingt umgesetzt. Da wählte Lammer die aus seiner Sicht nachvollziehbarste Variante: Positives zuerst. „Dreimal Gold und einmal Bronze - das ist sicherlich erfolgreich.“ Nur Italien (3/1/4) war besser.
Noch erfolgreicher waren die Deutschen bei einem Europa-Championat zuletzt 1998 im bulgarischen Plowdiw mit drei Titeln, drei zweiten Plätzen und einem dritten Rang. Die Prämisse, im Jahr nach London die nachrückende Generation an die Spitze heranzuführen, wurde in der zumeist menschenleeren Arena von Zagreb indes noch nicht erreicht. Kriminal-Hauptkommissar Lammer: „Es waren wieder die Renommierten.“
Jörg Fiedler, mit dem Degen zum zweiten Mal nach 2011 Europameister geworden, ist 35. Peter Joppich, als Einzel- und Team-Titelträger mit dem Florett die Leitfigur des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB), ist 30. Die EM-Dritte Carolin Golubytskyi (Florett) ist mit 27 auch schon lange dabei. „Es ist nicht leicht, die Jüngeren an die Spitze heranzuführen“, bekannte Lammer.
Der Finaltag mit den Europameistertiteln für Estlands Degenfechterinnen (27:20 gegen Rumänien) und Italiens Säbel-Asse (45:40 gegen Ungarn) gab ihm recht. Den Dormagener Säbel-Jungs Richard Hübers, Benedikt Wagner, Matyas Szabo und Max Hartung, alle zwischen 20 und 23, fehlte als Anführer der ehemalige Weltmeister Nicolas Limbach: Der mit 27 Älteste der eigentlich so bärenstarken Truppe verzichtete aus Studiengründen auf die EM.
Ohne ihn gab es nach Bronze 2012 diesmal ebenso nur die Trostrunde um die Plätze fünf bis acht wie für die Degendamen. Das Säbel-Quartett verlor im Viertelfinale gegen Ungarn mit Olympiasieger Aron Szilagyi (42:45). „Vielleicht haben sie sich ein bisschen überschätzt“, meinte Coach Vilmos Szabo. Ohne die Olympia-Zweite Britta Heidemann verpassten die Degenfechterinnen mit dem 25:30 gegen Italien gleichfalls eine Medaille.
Imke Duplitzer war sauer, weil sie und ihre Mitstreiterinnen ein 19:12 nicht retten konnten. „Nee - ich will dazu nichts sagen. Fragt den Sportdirektor, fragt den Bundestrainer und die Frau Heidemann“, sagte die 37-Jährige, der nicht nur die Niederlage bitter aufgestoßen sein muss. Peking-Olympiasiegerin Heidemann, die auf den Team-Start verzichtet hatte, war nach Platz zehn im Einzel zur moralischen Unterstützung bis zum Ende in Zagreb geblieben und feuerte von der Tribüne aus an - es half nichts.
Sportdirektor Sven Ressel hielt sich an die Fakten: Mit beiden Waffen wurden teilweise hohe Führungen vergeben. Ressel: „Die Säbelherren haben die Rolle verloren, die Degendamen haben eine große Chance verpasst.“ Ihnen blieb nach einem 36:45 gegen Schweden Platz acht, das Säbelteam bezwang Frankreich im Gefecht um Platz fünf (45:40).