Andrea Petkovic: Ein Lob von höchster Stelle
Als Andrea Petkovic in Miami Jelena Jankovic besiegt und das Halbfinale erreicht, gratuliert Roger Federer als Erster.
Miami. Plötzlich stand Roger Federer vor ihr und sagte: Glückwunsch. Da war selbst Andrea Petkovic erst einmal sprachlos. Das Lob von höchster Stelle hatte sich die Darmstädterin mit einem weiteren großen Auftritt in Miami verdient. Durch ein 2:6, 6:2, 6:4 über Jelena Jankovic zog sie ins Halbfinale des mit 4,5 Millionen Dollar dotierten Tennisturniers ein. Die Serbin stand einst da, wo die einen Tag zuvor von Petkovic bezwungene Dänin Caroline Wozniacki heute steht: auf Platz eins der Weltrangliste.
„Es war mir wichtig, dass ich auch das zweite Match gegen eine Topspielerin gewonnen habe, um die Leistung zu bestätigen. Denn einen guten Tag kann jeder mal haben“, sagte Petkovic am Mittwoch im Gespräch mit unserer Zeitung kurz nach dem Aufstehen in Miami. Etwas erschöpft, aber glücklich. Und in Vorfreude auf das Abendessen in einem argentinischen Steakhouse mit All-you-can-eat-Buffet.
Die Energiedepots müssen aufgefüllt werden für das Halbfinale am Donnerstag gegen die Russin Maria Scharapowa. Denn wie schon gegen Wozniacki musste Petkovic auch gegen Jankovic fast drei Stunden lang harte Tennisarbeit verrichten. Dass eine Stunde Regenpause dazwischen kam, war nach eigenen Worten ihre Rettung. Wütend stapfte sie mit einem 2:5-Rückstand in die Kabine. „Ich war immer einen Schritt zu langsam, habe mich nicht gut bewegt und war richtig frustriert“.
Das änderte sich mit Wiederbeginn. Die in der Kabine wiedergefundene innere Ruhe und das weiter gestiegene Selbstbewusstsein halfen auch, einen 2:4-Rückstand im dritten Satz umzubiegen. „Petkovic wach auf, sonst ist das Match weg“, gab sie sich selbst ein Kommando, das wirkte. Als Knackpunkt deutete sie das lange neunte Spiel, in dem sie mehrere Breakchancen abwehrte: „Das ist es, was die Champions ausmacht: Das beste Tennis bei den entscheidenden Punkten spielen.“ Nach 2:42 Stunden sahen die Zuschauer in Miami schließlich die erste deutsche Viertelfinal-Siegerin seit 1999.
„Mental bin ich noch fit. Körperlich fühle ich mich auch noch relativ gut. Auch, wenn ich merke, dass ich zwei harte Matches in den Knochen habe. Wenn das Halbfinale losgeht, lässt das aber nach.“ Schon mal eine kleine Ansage an Scharapowa, vor der sich Petkovic aber nicht fürchten braucht. Die Russin — auch eine ehemalige Weltranglisten-Erste (2005) — spielte in ihrem Viertelfinale 3:28 Stunden lang gegen die Rumänin Alexandra Dulgheru, ehe es 3:6, 7:6 (8:6), 7:6 (7:5) stand. „Ich habe sie zwar in Melbourne geschlagen, aber sie wird sich nicht wieder überraschen lassen und sehr gut vorbereitet sein. Aber ich bin auch gut vorbereitet“, sagt Petkovic. Vom Trubel in der Heimat, über den Vater Zoran jetzt schon stöhnt, bekommt sie nichts mit: „Ich habe im Hotel kein Internet, und das ist vielleicht auch ganz gut so.“
Mit Steffi Graf hat sie zwar zuletzt in Las Vegas trainiert und sich einen Extraschub Motivation geholt. Über die nach langer Tennis-Dürre hierzulande angestellten Vergleiche, nach denen sie die erste deutsche Tennisspielerin seit Steffi Graf ist, die eine Weltranglistenerste bezwungen hat, kann sie nur sagen: „Die Vergleiche hinken. Denn sie hat 22 Grand-Slam-Turniere gewonnen und ich gerade mal das Viertelfinale in Miami.“
“ Petkovic - Scharapowa Donnerstag, 20.30 Uhr/Eurosport