Auch ohne Spiel, Satz & Sieg - Haas zufrieden
München (dpa) - Die erste Rückhand landete im Aus, nach der zweiten durfte er gleich einen Punkt verbuchen: Tommy Haas ist zurück im Turnier-Tennis. Zwar vorerst nur im Doppel, aber das erste Einzel steht kurz bevor.
Teamchef Patrik Kühnen sprach von einem „intelligenten“ Comeback.
Auch wenn es nicht zum Sieg beim Comeback nach mehr als 14 Monaten gereicht hatte, waren die Autogramme von Thomas Haas gefragt wie von keinem anderen. Gerade hatte der Profi nach der Dreisatz-Niederlage an der Seite seines Florida-Nachbarn Radek Stepanek (Tschechien) die große Tennis-Tasche geschultert, als die jungen Fans anrückten. Schnell verzierte der 33-Jährige einige große und kleine Filzbälle mit seinem Namenszug - dann entschwand der ehemalige Weltranglisten-Zweite zufrieden unter die Dusche.
„Es war eine schöne Erfahrung, wieder dabei zu sein und es war ein guter Schritt voran“, sagte der zwölfmalige ATP-Turniersieger, den das 6:2, 3:6, 8:10 gegen Simon Aspelin (Schweden) und Paul Hanley (Australien) reichlich wenig störte. „Was Schläge und Timing angeht bin ich auf dem richtigen Weg. Ich weiß, woran ich arbeiten muss.“ Hauptsache er ist zurück - nach schier endloser Leidenszeit wegen Hüftoperation sowie Problemen mit Ellenbogen und Schulter.
78 Minuten bevor der fast schon in Vergessenheit geratene Tennis-Star vom Münchner Publikum für das bewältigte Comeback-Match beklatscht wurde, war Haas ein „ein bisschen nervös“, als es auf dem Center Court wieder um Spiel, Satz und Sieg ging. Der erste Rückhand-Return landete im Aus, mit seinem zweiten Schlag punktete der ganz in weiß gekleidete Haas mit der verkehrt herum aufgesetzten schwarzen Kappe endlich wieder. Gefühle dieser Art dürften dem Silbermedaillengewinner von Olympia 2000 gefehlt haben. „Training und Match sind etwas ganz anderes, von allem Drum und Dran.“
Er hat es nicht verlernt, wenngleich ihm die quälend lange Wettkampfpause anzumerken war. „Das war ein guter Schritt in die richtige Richtung“, befand Turnierdirektor Patrik Kühnen. Dass Haas sich nach so langer Pause erst im weniger belastenden und weniger prestigeträchtigen Doppel und noch nicht im Einzel versuchte, bewertete der Davis-Cup-Teamchef als „intelligente Entscheidung“. Angesichts der spielerischen Klasse traut Kühnen dem langjährigen Davis-Cup-Leistungsträger viel zu. „Mit dem Comeback zeigt er wieder, dass Tennis seine Leidenschaft ist.“
Aber unter Druck setzen will sich der leidgeprüfte Haas, den unzählige Verletzungen und jetzt die dritte lange Zwangspause immer wieder ausgebremst hatten, nicht mehr. Zwar vermisste er den Tennis-Ernstfall „tierisch“, in München trat der junge Vater dennoch enorm locker auf. Er war glücklich Freunde und Familienmitglieder bei den BMW-Open wiederzutreffen. Und Kollegen, von denen viele „nicht so auf dem Radar hatten, was macht der Haas“, wie er selbst sagte.
Eine ganze Reihe gratulierte beim Wiedersehen zur Geburt von Valentina im November. Das Leben mit der Kleinen sei „wunderschön“ und gebe „viel Kraft“, betonte Haas. Das Töchterchen selbst ließ er auf seiner Internetseite zu Wort kommen. „Mommy sagt, er soll rechtzeitig zu den US Open fit sein, weil wir dort nämlich einen großen Einkaufsbummel planen. Ich kann es kaum erwarten, die Madison Avenue rauf- und runtergeschoben zu werden und gute Spielzeugläden und Restaurants zu besuchen“, „schrieb“ sie dort. Aber erst einmal will der Papa in Madrid oder Rom im Mai und dann bei den Grand-Slam-Turnieren in Paris und Wimbledon aufschlagen.