Außenseiter Stebe lindert deutsches Debakel

Stuttgart (dpa) - Außenseiter Cedrik-Marcel Stebe hat mit seinem Tennis-Coup am „deutschen Dienstag“ das Debakel beim „Mercedes-Cup“ in Stuttgart wenigstens etwas abgemildert.

Als einziger eines Septetts schaffte der Weltranglisten-197. dank eines unerwarteten Drei-Satz-Siegs über den Russen Nikolai Dawydenko sensationell den Sprung in die zweite Runde. „Ich kann es noch nicht glauben, dass ich ihn geschlagen habe“, sagte der Linkshänder.

Dagegen scheiterte Florian Mayer (Bayreuth) gegen den unbekannten Qualifikanten Federico del Bonis bei drückender Hitze auf dem Center Court kläglich. Die deutsche Nummer 1 unterlag der ATP-Nummer 240 aus Argentinien sang- und klanglos 2:6, 3:6. Mayer stand offensichtlich noch unter Davis-Cup-Schock: Am Wochenende hatte er bei der 1:4-Schlappe gegen Frankreich sein Auftaktmatch - durch Muskelkrämpfe zwischenzeitlich geschwächt - trotz klarer Führung noch verloren.

„Ich entschuldige mich bei den Zuschauern, dass sie eine so schlechte Leistung von mir ertragen mussten“, sagte Mayer geknickt und frustriert. Nach dem Davis Cup sei er „mental und körperlich“ müde und müsse sich erst „einmal komplett erholen“.

Teamkollege Philipp Petzschner verpasste dagegen eine Überraschung. Zwei Tage nach seinem bedeutungslosen Ehrenpunkt gegen die Franzosen verlor der lustlos wirkende 27 Jahre alte Bayreuther gegen den in Stuttgart an Nummer 3 gesetzten Michail Juschni 3:6, 3:6. „Ich bin tierisch enttäuscht über meine Leistung und mein Ausscheiden“, schimpfte er.

Petzschner führte seinen Erstrunden-K.o. bei der mit 450 000 Euro dotierten Sandplatz-Veranstaltung auf die Klasse des Gegners und seine „mentale Müdigkeit“ nach dem Davis Cup zurück. Juschni gehörte einst zur Top-Ten-Elite und gewann 2002 in Stuttgart. „Ich habe es nicht hinbekommen, mich zu fokussieren“, räumte „Petzsche“ ein.

Stebe bezwang den an Position sechs gesetzten Favoriten Dawydenko 3:6, 6:1, 6:4. Der 20-Jährige aus Vaihingen/Enz war nur dank einer Wildcard ins Hauptfeld eingezogen. „Das war mein bisher bester Sieg, aber vielleicht nicht mein bestes Match“, sagte Stebe nach seinem ersten Erfolg beim erst dritten Auftritt auf der ATP-Tour.

Stebe räumte ein, dass er nach seiner 3:0-Führung gegen den einstigen Weltranglisten-Dritten im entscheidenden Satz „ein bisschen nervös“ geworden sei. Als nach vier verlorenen Spielen in Serie alles gegen den Schwaben sprach, spielte dieser „wieder aggressiv“. Er drehte die Partie und verwandelte gleich seinen ersten Matchball auf dem Weissenhof nach 2:03 Stunden zum 6:4. Stebe rechnet sich nun weitere Chancen aus: „Mal schauen, was geht.“ Am Jahresende will er „unter den Top 100 stehen“.

Bastian Knittel (Ditzingen) verlor erwartungsgemäß gegen den spanischen Sandplatz-Spezialisten Juan Carlos Ferrero mit 2:6, 4:6. Knittel war als „Lucky loser“ ins Hauptfeld gerutscht. Dagegen enttäuschte Mischa Zverev auf ganzer Linie: Der Hamburger scheiterte am slowakischen Qualifikanten Pavol Cervenak mit 4:6, 6:4, 2:6.

Naturgemäß mit einer Niederlage endete auch Robin Kerns ATP-Premiere. Der erst 17 Jahre alte deutsche Tennis-Rookie aus dem fränkischen Oberasbach, der bei den Junioren-Grand-Slams in Paris und Wimbledon jeweils das Viertelfinale erreicht hatte, unterlag dem French-Open-Viertelfinalisten Fabio Fognini mit 4:6, 1:6. Eine Nummer zu groß war auch der Franzose Jeremy Chardy für Tobias Kamke. Der Sieger des „Mercedes-Cups“ von 2009 schaltete den sich im ersten Satz tapfer wehrenden Lübecker 7:6 (7:1), 6:1 aus.

Im an Nummer 2 gesetzten Jürgen Melzer schied überraschend der erste Top-Favorit aus. Der Weltranglisten-Zwölfte aus Österreich verlor gegen den Kolumbianer Santiago Giraldo mit 4:6, 5:7.