Biologischer Pass jetzt auch im Tennis

Frankfurt/Main (dpa) - Ist der „Weiße Sport“ wirklich sauber? Das Thema Doping wird auch im Tennis stark diskutiert. Mit der Einführung des Biologischen Passes setzt die ITF nun ein Zeichen. Die Stars Rafael Nadal und Roger Federer sind sich bei dem Thema absolut einig: Keine Toleranz.

In Fragen, wie sich der Tennissport am besten weiterentwickelt, waren sich Roger Federer und Rafael Nadal zuletzt nicht immer einig. Mit seiner scharfen Kritik an Federers Zaudern in der Diskussion um Preisgelder, Pausen und Termine hatte der Spanier im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt. Das Verhältnis der beiden Superstars der Branche gilt seitdem als abgekühlt, doch in einer ganz wichtigen Thematik verfolgen Federer und Nadal nun dieselbe klare Linie. Im Kampf gegen Doping soll es im Tennis keinerlei Toleranz, dafür umso mehr Transparenz geben.

„Ich bin froh, dass wir hier übereinstimmen“, sagte Nadal in der vergangenen Woche, „das ist wichtig“. Federer hatte sich zuvor positiv zum Vorschlag des Mallorquiners geäußert, Dopingtests öffentlich zu machen. „Sicher, das ist eine Idee. Ich bin für Transparenz“, sagte Federer. „Ich bin für aggressive Tests, das war ich schon immer.“ Für ihn habe es „oberste Priorität“, die Integrität des Tennissports sicherzustellen.

Zufrieden dürften Federer und Nadal deshalb am Donnerstag auf die Ankündigung des Tennis-Weltverbandes ITF reagiert haben, im Anti-Doping-Kampf endlich mehr zu investieren und wie im Radsport und in der Leichtathletik den Biologischen Pass einzuführen. Damit werden auch die Anzahl vom Bluttests und Trainingskontrollen steigen. „Die Einführung des Biologischen Passes ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung des Anti-Doping-Programms im Tennis“, erklärte ITF-Präsident Francesco Ricci Bitti.

Spätestens seit dem Dopinggeständnis von Ex-Radprofi Lance Armstrong und dem Beginn des Prozesses gegen den spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes hat sich auch im Tennis die interne Debatte um unerlaubte Leistungssteigerung intensiviert. Große und weltweit erschütternde Skandale hat die Sportart bislang zwar noch nicht zu beklagen. Aber auch Tennisspieler waren Kunden bei Fuentes, Namen sind allerdings nicht bekannt.

Das „Tennismagazin“ widmete dem Thema zuletzt trotzdem seine Titelstory. „Wie sauber sind Nadal & Co?“, fragte die Fachzeitschrift. „Tennis ist so athletisch geworden, dass man sich durch verbotene Substanzen Vorteile verschaffen kann“, sagte dort Anti-Doping-Beauftragte des Deutschen Tennis Bundes (DTB), Wolfgang Stockhausen.

Federer, Nadal und Co. wollen den Zweiflern offensiv begegnen. „Meiner Meinung nach müssen diese Tests öffentlich sein. Die Leute auf der Straße wissen nicht, wie viele Tests wir machen oder auch nicht“, sagte Nadal. Die ITF veröffentlicht auf ihrer Homepage zwar Statistiken darüber, wie vielen Dopingtests sich ein Spieler innerhalb eines Jahres unterziehen musste. Doch die neuesten Daten sind aus dem Jahr 2011, und es gibt keine Details über die Tests.

„Es ist gut, dass Spitzenspieler wie Rafael in dieser Debatte so offen sind“, sagte ITF-Boss Bitti der Nachrichtenagentur dpa. Zuletzt hatte der Weltverband die Mittel für den Anti-Doping-Kampf sogar gekürzt, doch nun haben die Funktionäre endlich reagiert.

Das wird auch Novak Djokovic so sehen. „Je mehr Urin-Tests, je mehr Blut-Tests sie nehmen, desto besser. Dann bist du sicher, dass es ein sauberer Sport ist und jeder die gleiche Behandlung erfährt“, hatte die Nummer eins der Welt bereits während der Australian Open gesagt. Mit der Ausweitung der Kontrollen werden die Aussagen von Djokovic, Federer und Nadal nun auf ihre Haltbarkeit getestet.