Briten feiern Davis-Cup-Sieger Murray
London (dpa) - In seiner Heimat wurde Andy Murray mit Superlativen gefeiert, doch der britische Davis-Cup-Held war in Gedanken schon wieder beim Saisonauftakt in Australien.
„Spiel, Satz, Geschichte“, schrieb der „Independent“ am Montag und formulierte: „Das mag ein Mannschafts-Event gewesen sein, aber man könnte argumentieren, dass in der 115-jährigen Geschichte des Wettbewerbs kein Land jemals so viel einem einzigen Mann zu verdanken hatte.“
Die Nummer zwei der Tennis-Welt hatte nicht nur im Finale in Belgien drei Punkte zum Sieg beigesteuert und den Briten den ersten Davis-Cup-Titel seit 79 Jahren beschert. Die Darbietungen des 28 Jahre alten Schotten in dem bedeutenden Mannschaftswettbewerb verdienen ohne jede Einschränkung das Prädikat historisch.
Murray gewann in diesem Jahr alle seine elf Davis-Cup-Partien im Einzel und Doppel. Als erst dritter Profi nach John McEnroe und Mats Wilander feierte er acht Einzelsiege in einer Saison. Der letzte Profi, der in einem Finale drei Punkte für sein Land holte, war der Amerikaner Pete Sampras 1995. „In dem Moment, in dem andere vielleicht gestrauchelt wären oder gezweifelt hätten oder unter dem schieren Gewicht der Erwartungen zusammengebrochen wären, steigert er sich“, schreibt die „Daily Mail“ über den oft so schnoddrig wirkenden Schotten. Dabei war das Verhältnis der Briten zu ihrem einzigen Tennis-Heroen seit Fred Perry nie ganz unkompliziert.
Erst mit seinem Olympiasieg 2012 in London und mehr noch mit seinem Triumph in Wimbledon ein Jahr später erarbeitete sich Murray seinen Platz in den Herzen und den Geschichtsbüchern der Briten. Der letzte britische Davis-Cup-Sieg stammte bis zu diesem Wochenende in Gent aus dem Jahr 1936. „König Murray beweist, dass er einfach der Beste ist“, schrieb die Boulevardzeitung „Sun“ und erhob ihn zum „größten britischen Sportler der Gegenwart“. Die „Times“ titelte: „Könige der Welt - Andy Murray schreibt mit Großbritannien Davis-Cup-Geschichte“.
In den meisten Blättern zierten Murray und seine Teamkollegen die Titelseiten, in den Nachrichtensendungen liefen auch am Montag noch die Jubelbilder. „Die Geister der Vergangenheit zu besiegen, ist Murrays Spezialität. Das war ein Moment größten Stolzes für den britischen Tennissport“, schrieb der „Guardian“. Und nicht nur die seriöse „Times“ blickte bereits in die Zukunft. „Jetzt muss Murray glauben, dass er endlich Djokovic stürzen kann“, schrieb das Blatt.
Der Serbe dominiert das Herren-Tennis derzeit wie kaum ein Spieler vor ihm. Zu Beginn des Jahres verlor Murray das Finale der Australian Open gegen den Boris-Becker-Schützling. „Meine Einstellung hat es Goffin sehr schwer gemacht, mich zu schlagen“, sagte Murray nach seinem Sieg gegen die belgische Nummer eins David Goffin bescheiden und fügte an: „Ich hoffe, dass mir das in Australien auch wieder gelingen wird.“ Dann könnte es irgendwann auch mit der Forderung zahlreicher Kommentatoren und Prominenter klappen: dass die Queen Murray zum Ritter schlägt.