Clijsters nun die „Aussie-Kim“: 4. Grand-Slam-Sieg

Melbourne (dpa) - Nach ihrem ersten Triumph am anderen Ende der Welt flossen bei Kim Clijsters die Freudentränen. Überwältigt vom Premieren-Erfolg bei den Australian Open vergrub die Belgierin ihr Gesicht in einem Handtuch und ließ ihren Emotionen freien Lauf.

2:05 Stunden lang hatte sie zuvor in Melbourne gefightet, geflucht und gekontert, ehe sie die Chinesin Li Na mit 3:6, 6:3, 6:3 niedergerungen hatte. „Jetzt dürft ihr mich Aussie-Kim nennen. Wenn Australien nicht so weit weg von Belgien wäre, würden meine Familie und ich viel öfter hierher kommen“, sagte Clijsters. In Down Under ist die verheiratete Mutter einer Tochter seit ihrer einstigen Liaison mit dem australischen Tennis-Star Lleyton Hewitt extrem populär.

Für Clijsters war es der vierte Grand-Slam-Titel ihrer Tennis-Karriere. Gut zwei Jahre nach ihrem Comeback triumphierte die 27-Jährige erstmals außerhalb von New York, wo sie 2005, 2009 und 2010 die US Open gewonnen hatte. Lohn war ein Preisgeld in Höhe von umgerechnet 1,6 Millionen Euro. Durch ihren 41. Turniersieg wird Clijsters in der neuen Weltrangliste erstmals seit viereinhalb Jahren wieder Platz zwei hinter der Dänin Caroline Wozniacki einnehmen.

Li Na verpasste dagegen die Krönung ihres Siegeszuges und den ersten Sieg einer Chinesin bei einem Grand-Slam-Turnier. Dennoch ist sie mit ihrer lustigen und weltoffenen Art nicht nur in Australien zum Publikumsliebling geworden, sondern auch in ihrer Heimat zum absoluten Sportstar aufgestiegen.

Während die 28-Jährige ihre Enttäuschung schnell überwunden hatte, flossen bei Ehemann und Trainer Jiang Shan noch ein paar Tränen. Doch Li Na hatte wie immer in diesen zwei Wochen einen lockeren Spruch für ihn auf den Lippen. „Egal ob du dick bist oder dünn, attraktiv oder hässlich. Ich liebe dich über alles und folge dir überall hin“, sagte die Chinesin nach ihrer ersten Niederlage in diesem Jahr.

In einem nicht immer auf allerhöchstem Niveau stehenden Endspiel hatten beide Spielerinnen große Probleme, ihren Aufschlag durchzubringen. Insgesamt 13 Breaks sahen die 15 000 Zuschauer in der Rod Laver Arena. Clijsters erwischte den besseren Start und ging nach acht Punkten hintereinander schnell mit 2:0 in Führung.

Danach war alle Aufregung bei Li verflogen. Besonders über ihre starke Vorhand erhöhte sie den Druck auf Clijsters und dominierte fortan den ersten Durchgang. Allerdings profitierte die „goldene Blume“, wie Li Na in der Heimat seit ihrem Siegeszug genannt wird, auch davon, dass Clijsters ihre Chancen nicht nutzte. Nach 38 Minuten verwandelte die Chinesin ihren zweiten Satzball und ließ das asiatische Riesenreich weiter vom ersten Grand-Slam-Titel träumen.

Doch Clijsters zeigte wie so oft großes Kämpferherz und ließ sich von ihrem ersten Satzverlust im Turnierverlauf nicht verunsichern. Sie biss sich nun in die Partie, obwohl sie wie ihre Kontrahentin weiter große Probleme bei eigenem Service hatte. Nach 1:31 Stunden entschied sie den zweiten Durchgang für sich und ließ sich fortan nicht mehr von ihrem Erfolgsweg abbringen. Während bei Li Na nun die Beine schwer wurden, erhöhte Clijsters noch einmal den Druck und verwandelte den ersten Matchball zum Sieg.