Damen-Tennis-Hoch beschert Rittner Luxusproblem

New York (dpa) - Jahrelang gar keine Weltklassespielerin, jetzt gleich vier: Der steile Aufschwung im deutschen Damen-Tennis stellt Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner vor ein ungewohntes Luxusproblem.

Lange Zeit bekam Rittner kaum eine halbwegs schlagkräftige harmonierende Truppe zusammen. Nun drängt neben Andrea Petkovic, Sabine Lisicki und Julia Görges auch Angelique Kerber ins Team. Zuletzt war immer noch Anna-Lena Grönefeld dabei. Eine ist zu viel, und nicht für alle ist Platz im Einzel.

„Das Luxusproblem habe ich gern, das ist Teil meines Jobs“, sagte Rittner in New York vor den US-Open-Viertelfinals mit Petkovic und Kerber. Die einstige Profispielerin hat derzeit noch keinen Entscheidungsdruck, denn erst im kommenden Februar gastieren die Tschechinnen um Wimbledonsiegerin Petra Kvitova zum Weltgruppen-Viertelfinale bei Aufsteiger Deutschland.

Rittner machte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa klar, dass nur der Erfolg zählt, sie ihre Nominierungen aber immer offen begründen will. „Was uns noch fehlt, ist ein großer Teamerfolg“, erklärte die 38-Jährige. 1992 war sie beim bislang letzten von zwei Triumphen in Frankfurt an der Seite von Steffi Graf und Anke Huber noch selbst dabei. Das langjährige Fahrstuhl-Team hat nach dem erneuten Aufstieg das Potenzial, um die Trophäe mitzuspielen.

Darauf hatte Rittner über die Jahre nicht nur gehofft, sie hatte damit gerechnet. „Ich habe immer gesagt, dass ich an die Mädels einen starken Glauben habe“, betonte sie. Die ersten großen Erfolge von Wimbledon-Halbfinalistin Lisicki vor zwei Jahren hätten den anderen gezeigt, was möglich ist. Nun sei Andrea Petkovic die Vorreiterin. „Die ziehen sich gegenseitig, die haben alle kapiert, worum es geht“, sagt Rittner. Dazu kommt die Harmonie: Petkovic und Görges verstehen sich glänzend, auch Lisicki ist integriert, nachdem sie voriges Jahr ein Turnier in Thailand der Fed-Cup-Partie in Tschechien vorzog.

Auch Irritationen um Kerber seien ausgeräumt. Die Kielerin mit polnischen Wurzeln hatte in New York Gespräche wegen eines Fed-Cup-Starts für Polen eingeräumt. Doch das sei wegen einer falschen Äußerung schnell kein Thema mehr gewesen. Beim gewonnenen Relegationsspiel gegen die USA im April war sie nicht dabei.

„Die Entscheidung fällt nie gegen jemand, sondern für jemand. Die Angelique hatte das - glaube ich - persönlich genommen, was es nicht war“, betonte Rittner nun. „Ich habe immer sehr offen mit der Angie darüber geredet und ihr gesagt: Du musst eine Herzensentscheidung treffen.“ Kerber habe signalisiert, sie fühle sich in Deutschland zu Hause. „Ihre Zeit wird auch im Fed Cup kommen, wenn sie so weitermachen sollte“, erklärte Rittner.

Für Anna-Lena Grönefeld könnten dagegen die menschlichen und sportlichen Qualitäten im Doppel bald zu wenig sein. Die frühere French-Open-Viertelfinalistin und Weltranglisten-14. war in der US-Open-Qualifikation sofort gescheitert und ist im Einzel nur noch die Nummer 206 der Welt. Kerber wird dagegen wohl unter die Top 50 zurückkehren. „Die Anna weiß, dass sie Gas geben muss, wenn sie in so einem Team eine Rolle spielen will“, sagte Rittner, „bei allem menschlich Passen - es geht um das Spielerische.“