Davis-Cup-Dilemma: Absage Haas, Kohlschreiber nicht fit

Miami (dpa) - Zwei Wochen vor dem Davis-Cup-Viertelfinale in Frankreich geben die deutschen Tennis-Herren mal wieder ein besorgniserregendes Bild ab.

Foto: dpa

Tommy Haas sagt wegen der Sorgen um seine lädierte Schulter ab, Florian Mayer tritt beim Masters-Turnier in Miami wegen Leistenbeschwerden nicht gegen Novak Djokovic an, Philipp Kohlschreiber und Daniel Brands treffen seit Wochen kaum einen Ball vernünftig. Und was Teamchef Carsten Arriens darüber denkt, erfährt die Öffentlichkeit nicht. Der Bundestrainer ist seit den skandalträchtigen Ereignissen im Spiel gegen Spanien Anfang Februar abgetaucht und verweigert seit Wochen jeden Kommentar.

„Wie lange ich pausieren muss ist noch nicht ganz klar. Leider kann ich das deutsche Davis Cup Team gegen Frankreich auch nicht unterstützen!“, schrieb der bald 36 Jahre alte Haas auf seiner Facebook-Seite. Kurz zuvor hatte er beim hochkarätig besetzten Masters-Turnier in Key Biscayne zurückgezogen und wird nach seiner Halbfinal-Teilnahme im Vorjahr auch in der Weltrangliste abrutschen.

Arriens steckt nun in einem Dilemma. Bis spätestens zum 25. März muss er sein Aufgebot für die Partie in Nancy vom 4. bis 6. April nominieren. Diese Spieler sollen auch am kommenden Sonntag beim Wiedergutmachungstag in Frankfurt am Main zu einem Showkampf antreten und zur Versöhnung der damals verärgerten Zuschauer beitragen.

Nachdem der Sieg gegen Spanien feststand, hatten sich Haas, Kohlschreiber und Mayer am Abschlusstag mit ärztlichen Attesten abgemeldet und die Zuschauer massiv verstimmt. Eine Teilnahme am Tennis-Tag im Sport- und Freizeitzentrum in Frankfurt-Kalbach hatte Arriens zur Bedingung für einen Einsatz gegen die Franzosen gemacht. Der frühere Profi wird sich dann auch zur bislang schwersten Krise seiner Amtszeit äußern müssen. Selbst der angesehenen Fachzeitschrift „Tennismagazin“ gab Arriens zuletzt keine Auskunft zu den Vorgängen in der Fraport Arena.

Sportlich scheint die Situation gegen die Équipe mit den Kandidaten Richard Gasquet, Jo-Wilfried Tsonga, Gilles Simon oder Gael Monfils spätestens seit der Haas-Absage nahezu aussichtslos. Aber dass das prominenteste und zugkräftigste deutsche Tennis-Aushängeschild jetzt auch nicht zur öffentlichen Wiedergutmachungszeremonie anreist, dürfte die Fans erneut verärgern.

Positive Schlagzeilen lieferten in Miami nur Benjamin Becker und Angelique Kerber. Die Weltranglisten-Neunte aus Kiel erreichte durch ein 6:0, 6:2 gegen Zwetana Pironkowa aus Bulgarien das Achtelfinale. Die Linkshänderin trifft nun auf die Russin Jekaterina Makarowa.

Sabine Lisicki dagegen meldete sich mit einer Grippe ab, nachdem sie tags zuvor noch mit ihrer Schweizer Trainerin Martina Hingis im Doppel überraschend die an Nummer sechs gesetzten Tschechinnen Andrea Hlavackova und Lucie Safarova glatt in zwei Sätzen besiegt hatte.

So sind Kerber und Becker die einzig verbliebenen Deutschen in Florida. Der Mettlacher besiegte den Amerikaner Ryan Harrison 7:5, 3:6, 7:6 (7:2) und kämpft jetzt gegen den Slowenen Aljaz Bedene um den Achtelfinal-Einzug. Und plötzlich ist die Nummer 93 der Weltrangliste wieder ein Kandidat für das deutsche Nationalteam. In Miami war Becker nach verpasster Qualifikation erst als sogenannter Lucky Loser noch nachträglich ins Hauptfeld gerutscht.