Davis-Cup-Helden für ein Wochenende - Probleme auf Tour
Berlin (dpa) - Der Gedanke an seinen Davis-Cup-Einsatz löst bei Tobias Kamke noch immer eine Gänsehaut aus. Die Erinnerungen an den „Höhepunkt seiner Karriere“ bleiben wach. Mit dem Lübecker an der Spitze war ein deutsches Außenseiter-Team im April der Viertelfinal-Sensation in Frankreich nah.
Vier Monate später ist die Euphorie um Kamke, Peter Gojowczyk und Jan-Lennard Struff als frische Gesichter längst verflogen. Die Tennis-Helden eines Wochenendes machten auf den Plätzen rund um die Welt seitdem kaum auf sich aufmerksam.
„Es wäre schön gewesen, wenn Tobi und Peter durchgehend auf dem Niveau gespielt hätten“, bedauerte Davis-Cup-Teamchef Carsten Arriens ein wenig. „Dann wären sie jetzt mit Sicherheit ganz woanders.“ Die meisten Turniere endeten für die beiden Einzelspieler vom 2:3 in Nancy früh. In der Weltrangliste dümpeln sie auf den Plätzen 78 und 125 herum. Unzufrieden äußert sich Arriens dennoch nicht.
Philipp Kohlschreiber, Tommy Haas und Florian Mayer hatten abgesagt. So fand sich Kamke im Palais des Sports Jean Weille als Deutschlands Nummer eins wieder. Mit Leidenschaft besiegte er Julien Benneteau. Gojowczyk zeigte beim Fünf-Satz-Thriller gegen Jo-Wilfried Tsonga zum zwischenzeitlichen 2:0 die beste Leistung seiner Karriere.
„Ich denke, dass mir der Davis Cup-Einsatz in Frankreich für meine weitere Karriere sehr weiterhelfen wird“, erklärte der 28-jährige Kamke rückblickend. Kurzfristig wurde daraus erst einmal nichts.
Bei acht von elf ATP-Turnieren drang der Norddeutsche seit April nicht einmal in die zweite Runde vor. Auch bei der Masters-Veranstaltung in Toronto in dieser Woche reichte es nicht zu einer zweiten Partie. „Frühe Niederlagen gehören leider genauso zum Profitennis dazu wie Turniersiege oder tägliches Training“, beschwichtigte Kamke und fügte hinzu: „Natürlich hätte es hier und da auch noch etwas weiter für mich gehen können.“
Schon in der Woche nach dem Davis Cup spielte Kamke in Casablanca und scheiterte in Runde eins. Eine Pause gönnte er sich nicht. Das sei wohl ein Fehler gewesen, erkannte Arriens rückblickend. „Dann war die erste Euphorie und das Selbstvertrauen weg.“ Nach so einem Davis-Cup-Wochenende sei man ein bisschen „leer und müde“.
Die Leiden des 25-jährigen Gojowczyk erklärt Arriens mit einer hartnäckigen Fußverletzung. Schon seit Anfang des Jahres plage sich der Münchner mit einem entzündeten Zehengelenk. „Er kommt nicht so richtig in den Turnierfluss“, sagte Arriens. Nur drei Siege verbuchte Gojowczyk bei sieben ATP-Veranstaltungen in den vergangenen vier Monaten. In Wimbledon verabschiedete er sich schon nach der ersten Quali-Runde.
Grund für Optimismus sieht Arriens trotzdem: In Hamburg zog Kamke ins Viertelfinale ein, ehe er gegen den 17-jährigen Alexander Zverev ausschied. Gojowczyk schaltete auf dem Rasen im westfälischen Halle den kanadischen Top-Ten-Spieler und späteren Wimbledon-Halbfinalisten Milos Raonic aus. „Ich traue auf jeden Fall allen Drei zu, Top 50 zu stehen“, wagte Arriens eine Prognose und schloss den Warsteiner Struff mit ein. „Das klingt vielleicht gar nicht so hoch. Aber da ist die Luft so dünn, das ist schon etwas Besonderes.“
Im kommenden Jahr könnte und sollte dem Trio der Schritt gelingen, findet Arriens. Die Erinnerungen an ihren sympathischen Auftritt im Davis Cup bleiben ihnen in jedem Fall. „Das werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen“, erklärte Kamke.