Daviscup: Kohlmann setzt auf Kohlschreiber
Daviscup-Teamchef steht bei seinem Debüt in Frankfurt gegen Frankreich vor einer doppelt schweren Aufgabe.
Frankfurt. Der neue Daviscup-Teamchef Michael Kohlmann hat für die Erstrunden-Partie gegen Frankreich in Frankfurt (6. bis 8. März) Philipp Kohlschreiber, Benjamin Becker, Jan-Lennard Struff und André Begemann nominiert.
Bei seinem Debüt als Chef des deutschen Daviscup-Teams steht Michael Kohlmann gleich vor einer doppelt schweren Aufgabe. Er soll sein Team zu einem Sieg gegen Frankreich führen, dem Vorjahresfinalisten, der Deutschland zuletzt 1938 unterlag. Und er muss den Totalschaden am Image reparieren, das vor Jahresfrist an gleicher Stelle gegen die Wand gefahren worden war.
Philipp Kohlschreiber war eine zentrale Figur, als es nicht mehr gelang, nach dem feststehenden Sieg gegen Spanien zwei Spieler für die Einzel am Sonntag zu mobilisieren. Doch als zentrale Figur kehrt Kohlschreiber nun nach Frankfurt zurück. „Ich habe gleich nach meiner Berufung mit Philipp telefoniert, und wir hatten ein sehr gutes Gespräch“, erklärte Michael Kohlmann am Dienstag in Frankfurt bei seiner ersten Pressekonferenz als Teamchef.
Seine „absolute Überzeugung, dass sich Philipp voll ins Team einbringen wird“ musste er nur aus gesundheitlichen Gründen einschränken. Denn Kohlschreiber hat die Grippe erwischt, weshalb der Augsburger seinen Start in Dubai absagte.
Der 41 Jahre alte Kohlmann geht aber davon aus, dass der als 25. weltranglistenbeste Deutsche am Sonntag körperlich und mental einsatzbereit im neuen deutschen Daviscup-Zirkel eintreffen wird. Als Spieler gehören außerdem Benjamin Becker, Jan-Lennard Struff und André Begemann dazu. Im Betreuerstab kann Kohlmann unter anderem auf die Unterstützung von Carlo Tränhardt als Fitnesscoach und Niki Pilic als Berater setzen.
„Ich bin sehr dankbar dafür, dass er dabei ist und wir seine große Erfahrung nutzen können. Ich habe beim Telefonieren schnell gemerkt, dass er voll drin ist im Thema“, erklärte Kohlmann, der ganz offensichtlich auch mit mehr Kommunikation zur am Dienstag oft zitierten „Aufbruchstimmung“ beitragen will.
Telefoniert hat er auch mehrfach mit seinem Vorgänger Carsten Arriens. „Wir sind gut befreundet und ich bin dankbar für die Zeit, die wir zusammengearbeitet haben“. Schließlich war der DTB-Nachwuchstrainer auch schon Co-Trainer im Daviscup-Team und damit hautnah dabei beim Debakel in Frankfurt, dem ein Jahr voller Querelen und Intrigen folgte — mit dem Rücktritt von Arriens als Tiefpunkt.
„Die Leute, die da waren, wollen so etwas nie wieder erleben“, weiß Kohlmann, der sich aber nicht am Sonntag, sondern an den beiden Tagen zuvor orientieren will. Da holte das deutsche Team mit begeisterndem Tennis drei Punkte zum vorzeitigen Sieg gegen Spanien. „Diese Stimmung wollen wir wieder hinkriegen. Da hat das Publikum den entscheidenden Unterschied gemacht“, erklärt Kohlmann, dessen Team die uneingeschränkte Gunst des Publikums auch gegen Frankreich nötig haben wird.
„Ich habe mir die Statistik angeschaut, da kann einem schwindelig werden“, sagt Kohlmann mit Verweis auf den direkten Vergleich von Gael Monfils gegen die wahrscheinlichen deutschen Einzelspieler Kohlschreiber (8:2) und Becker (5:0). Und der Weltranglisten-19. gehört entgegen erster Ankündigung nun doch zum Kader, den Teamchef Arnaud Clément nominierte. Zwar fehlt der verletzte Jo-Wilfried Tsonga. Es bleiben aber immer noch Gilles Simon, der gerade das Turnier in Marseille gewonnen hat und der vor zwei Wochen in Montpelliere siegreich Richard Gasquet, dazu noch Nicolas Mahut und Julien Benneteau.
„Das Wichtigste ist ein tadelloses Auftreten der Mannschaft“, fordert DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff Disziplin mehr noch als ein gutes Ergebnis. „Das Frankfurter Publikum ist nicht nachtragend“, versprach der städtische Sportdezernent Markus Frank. Waren die jeweils 5000 Tickets pro Tag vor Jahresfrist zu dieser Phase schon lange vergriffen, sind derzeit allerdings noch über 1000 pro Tag verfügbar.