Debakel: Alle deutschen Tennisspieler in Wimbledon raus
London (dpa) - Was für eine Enttäuschung! Die deutschen Tennisprofis haben in Wimbledon ein Drittrunden-Debakel erlebt. Innerhalb von knapp zwei Stunden scheiterten Sabine Lisicki, Angelique Kerber, Tatjana Maria und Nadal-Bezwinger Dustin Brown am Samstag beim bedeutendsten Turnier der Welt.
Um 14 Uhr Ortszeit stand Browns Niederlage gegen den Serben Viktor Troicki fest, kurz vor 16 Uhr verabschiedete sich auch die frühere Finalistin Lisicki. Die 25 Jahre alte Berlinerin verlor nach einer enttäuschenden Vorstellung gegen die French-Open-Halbfinalistin Timea Bacsinszky aus der Schweiz 3:6, 2:6. So früh war die Endspiel-Teilnehmerin von 2013 seit ihrem Debüt im Jahr 2008 nicht mehr bei ihrem Lieblingsturnier gescheitert.
„Die Enttäuschung ist natürlich sehr groß, klar“, sagte Lisicki. „Ich kann mir das auch nicht so wirklich erklären. Aber sie spielt die Saison ihres Lebens und war die bessere Spielerin.“ Erstmals seit 2006 steht damit in diesem Jahr kein deutscher Tennisprofi im Achtelfinale des Rasenklassikers in London.
„Das war für alle ein frustrierender Tag“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner, als sie kurz nach der Kollektivpleite auf der Terrasse vor dem Spielerrestaurant ihre erste Turnierbilanz zog. „Viele haben gut angefangen, und jetzt ist keine in der zweiten Woche“, sagte die Fed-Cup-Chefin, wollte aber von einer „herben Enttäuschung“ nicht sprechen. „Dass so etwas passieren kann, weiß ich ja. Das ist einfach alles so nah beieinander. Aber ich war mir sicher, dass ich hier in der zweiten Woche noch was zu schauen habe.“
Dabei hatten sich gerade Kerber und Lisicki so viel vorgenommen und waren mit reichlich Vorschusslorbeer in das Turnier gestartet. Am wenigsten vorzuwerfen hat sich noch die Weltranglisten-Zehnte Kerber. Die 27 Jahre alte Kielerin musste sich erst nach einem spannenden und teilweise hochklassigen Match der Spanierin Garbiñe Muguruza mit 6:7 (12:14), 6:1, 2:6 geschlagen geben. Lisicki allerdings präsentierte sich schwach und schlich nach nur 68 Minuten vom Court.
„Klar habe ich erwartet, dass ich besser spiele, und ich bin auch enttäuscht. Ich habe natürlich gehofft, dass ich ein bisschen weiter komme“, sagte Kerber und betonte: „Ich habe mein Bestes gegeben und bis zum Schluss gekämpft. Es war ein Auf und Ab, ein Hin und Her.“
Durch die Niederlage verpasste Kerber nicht nur den Einzug in das Achtelfinale bei dem Grand-Slam-Turnier in London, sondern auch die Revanche für die Drittrunden-Niederlage gegen Muguruza bei den French Open. „Es war ein ganz anderes Match als in Paris. Leider hat es am Ende nicht gereicht“, sagte die vor dem Turnier als Geheimfavoritin gehandelte Norddeutsche. „Wenn sie den Kopf behält und gesundbleibt, ist sie eine Riesenfavoritin, in ihrer Hälfte durchzugehen“, hatte Bundestrainerin Barbara Rittner gesagt. Doch nach 2:34 Stunden beendete Muguruza mit ihrem zweiten Matchball die Kerber-Hoffnungen.
Nicht viel besser lief es für Tatjana Maria und Dustin Brown. Als sich Kerber und Muguruza noch im Tiebreak duellierten, waren auf Court 3 schon die ersten beiden Sätze gespielt. Doch zwei Tage nach seinem überraschenden Erfolg gegen Rafael Nadal gelang Brown keine weitere Überraschung. Der 30-Jährige aus Winsen/Aller unterlag dem Serben Viktor Troicki 4:6, 6:7 (3:7), 6:4, 3:6.
Der Qualifikant verpasste damit sein erstes Achtelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier. Auch Maria schaffte es nicht in ihr erstes Major-Achtelfinale. Die 27-Jährige aus Bad Saulgau verlor gegen die Australian-Open-Halbfinalistin Madison Keys aus den USA 4:6, 4:6.