Der lange Weg zurück: Quo vadis, Tommy Haas?

Halle (dpa) - Abschiedstournee 2011 oder neuer Angriff 2012? So recht weiß Tommy Haas selbst nicht, ob sein geschundener Körper noch einmal mitspielt bei dem Versuch, sich zum x-ten Mal erfolgreich auf der großen Tennis-Bühne zurückzumelden.

„Man muss sich die richtigen Fragen stellen und sich überlegen, ob sich das lohnt“, gab der 33-Jährige die Marschroute für die kommenden Monate vor. Kurzfristig hat sich der Wahlamerikaner den in der übernächsten Woche anstehenden Rasen-Klassiker in Wimbledon zum „Ziel“ gesetzt, wohl wissend, dass ein „best of five“-Turnier sehr strapaziös für ihn sein könnte. „Ich muss erst mal schauen, wie die nächsten Tage sind und was ich nächste Woche mache“, sagte Haas, den es noch immer „verdammt hart im unteren Rückenbereich“ zwickt.

Noch aber denkt die Kämpfernatur nicht daran, den Tennisschläger endgültig einzupacken. Zwar sei es hart, nach einer Hüftoperation zurückzukommen, sagte Haas nach seinem Erstrunden-Aus in Halle. „Aber ich werde bis Ende des Jahres versuchen, irgendwie durchzuspielen“, so der zwölffache ATP-Turniersieger, der die Fortsetzung seiner aktiven Laufbahn von einer einzigen Frage abhängig macht: „Wird der Körper besser, bleibt er gleich, oder wird er wieder schlechter?“

Erst wenn Haas nach dem Ende dieser Saison darauf eine Antwort geben kann, will er entscheiden, „ob es sich dann noch mal lohnt, 2012 richtig anzugreifen oder es dann Zeit ist, sich mehr um die Familie zu kümmern“.

Schon jetzt ist sein Comeback-Versuch nach 15-monatiger Leidenszeit eine Familienunternehmung. Beim Rasenturnier in Westfalen, wo er trotz der 2:6, 7:6 (8:6), 3:6-Auftaktniederlage gegen den Italiener Andreas Seppi „ganz zufrieden“ mit sich war, wich Verlobte Sara Foster mitsamt dem sieben Monate alten Töchterchen Valentina nicht von seiner Seite. „Sie ist sehr, sehr stolz auf mich, dass ich es versuche und da rausgehe“, berichtete Haas.

Als er 723 Tage nach seinem Turniersieg in Halle wieder Bälle übers Netz schlug, war ihm die Unterstützung der Fans gewiss. Erst recht, als der Weltranglisten-896. dank großer Moral im zweiten Satz einen Matchball abwehrte und im dritten die Chance auf ein Break zum 3:2 hatte. „Auf einmal kommen wieder so viele Emotionen auf“, meinte Haas beim Versuch, die Niederlage gegen Seppi zu erklären.

Trotz des frühen Ausscheidens war Davis-Cup-Teamchef Patrik Kühnen von Haas' Auftritt enorm beeindruckt. „Es ist total stark, wie er sein Comeback angegangen ist. Das zeigt, wie sehr er das Tennis liebt“, lobte Kühnen das „absolute Aushängeschild“. Er sei sehr zuversichtlich, dass Haas bald stärker und seinem bislang letzten Einzelsieg am 10. Februar 2010 (Sieg in San Jose gegen den Amerikaner Devin Britton) weitere hinzufügen werde. Ob der gebürtige Hamburger aber auch 2012 zum Tennis-Zirkus gehören werde, vermochte Kühnen nicht zu prognostizieren: „Das kann nur Tommy Haas beantworten.“