Djokovic besiegt Nadal im Finale von Wimbledon

London (dpa) - Novak Djokovic bezwang in einem faszinierenden Endspiel den entthronten Titelverteidiger Rafael Nadal mit 6:4, 6:1, 1:6, 6:3 und zementierte mit seinem ersten Wimbledon-Sieg die aktuellen Machtverhältnisse.

Der Überflieger des Jahrs holte sich erst die Nummer 1, dann triumphierte er auf dem Heiligen Rasen: Nun ist der Serbe der neue Herrscher des Herren-Tennis. Nach seinem Sieg ließ sich der 24-Jährige auf den Heiligen Rasen fallen, jubelte dem angereisten Staatspräsidenten Boris Tadic in der Royal Box zu und verschenkte drei Schläger an Fans im Publikum.

Höhepunkt seiner Jubelorgie war der Moment, als sich Djokovic etwas von den heiligen Halmen in den Mund schob und genüsslich darauf kaute. „Ich fühlte mich wie ein Tier. Ich wollte sehen, wie es schmeckt. Es schmeckt gut“, sagte Djokovic lachend.

48:1 Erfolge - diese unfassbare Bilanz steht für Djokovic nach der Hälfte der Saison zu Buche. Nadal musste nach einer der bittersten Pleiten seiner Karriere dagegen einsehen, dass eine neue Ära begonnen hat. „Glückwunsch an Novak für den Sieg und seine fantastische Saison. Er war heute der bessere Spieler“, sagte der geschlagene Nadal. „Ich kann mir vorstellen, wie sich Novak heute fühlt.“

Vor dem Traumfinale zwischen Nadal und Djokovic hatte Boris Becker die Bedeutung der Partie auf den Punkt gebracht: „Diese Schlacht wird festlegen, wer 2011 der Boss ist.“ Und der serbische Seriensieger ließ nach einer kurzen Phase des Abtastens keine Zweifel aufkommen, wessen Stunde im Welttennis geschlagen hat. Djokovic hatte seinen Fans einen „D-Day“ versprochen - und der neue Weltranglisten-Erste behielt Recht.

Bei den langen Grundlinien-Rallyes der beiden derzeit weltbesten Tennisspieler hatte Djokovic zumeist das bessere Ende für sich. Und als sich Nadal beim Stand von 5:4 eine erste kleine Schwäche beim eigenen Aufschlag erlaubte, schlug der „Djoker“ eiskalt zu und holte sich mit einem Weltklasse-Stopp nach 41 Minuten den ersten Satz. Der fünfte Final-Sieg über Nadal in diesem Jahr nahm seinen Lauf.

Was sich in der Folge auf dem Centre Court des All England Club abspielte, dürfte Nadal noch schlaflose Nächte bereiten. Chancenlos wie selten zuvor musste sich der zehnfache Grand-Slam-Champion im zweiten Satz seinem Schicksal ergeben. Alles schien Djokovic bei der Wachablösung im Herren-Tennis zu gelingen: herrliche Stopps, gefühlvolle Volleys und gnadenloses Power-Tennis von der Grundlinie.

Djokovic spielte sich in einen Rausch. Immer wieder pushte sich der 24-Jährige, schlug sich mit beiden Fäusten auf die Brust und feuerte sich mit lauten „Come On“-Rufen an. „Er ist auch nur ein Mensch. Er wird noch Schwächen zeigen“, prophezeite Becker nach dem zweiten Durchgang.

Und der dreimalige Champion behielt Recht. Zu Beginn des dritten Durchgangs war Djokovic kurz unkonzentriert - Stehaufmännchen Nadal ging mit 3:0 in Führung und holte sich den Satz. Doch danach stand der Mallorquiner im fünften Wimbledon-Finale in Serie - 2009 fehlte er - wieder auf verlorenem Posten. Nach rund zweieinhalb Stunden war Nadals dritte Niederlage im 13. Grand-Slam-Finale perfekt. Es blieb ihm nichts anderes übrig als Djokovic, der gut 1,2 Millionen Euro einstrich, zum achten Turniersieg des Jahres zu gratulieren.