Djokovic wie vom anderen Stern - Platz eins winkt

Madrid (dpa) - In der am Montag veröffentlichten Weltrangliste steht hinter der Nummer eins noch der Name Rafael Nadal. Doch sogar der Spanier hat die Wachablösung im Herren-Tennis durch Novak Djokovic längst akzeptiert.

„Die Nummer eins ist nicht in Gefahr, sie ist schon weg. Wir dürfen uns nichts vormachen, das ist die Realität“, sagte Nadal nach seiner Finalniederlage gegen den Serben in Madrid. Sollte der derzeit übermächtig erscheinende Djokovic in dieser Woche auch das Masters-Turnier im Rom gewinnen und Nadal in der italienischen Hauptstadt nicht ins Halbfinale einziehen, wäre der Wechsel auch rechnerisch vollzogen.

„Vor einem Jahr habe ich nicht daran geglaubt, Rafa oder Federer in einem großen Turnier schlagen zu können“, sagte Djokovic nach seinem sechsten Turniersieg in diesem Jahr. „Das hat sich inzwischen geändert.“

Mit traumwandlerischer Sicherheit agiert der 24-Jährige derzeit, hat alle seine 32 Spiele in diesem Jahr gewonnen. Dass er Nadal nun auch auf dessen Lieblingsbelag Sand beim 7:5, 6:4 keine Chance ließ, zeigte, dass Djokovic zur Zeit in der Tat der beste Tennis-Spieler der Welt ist. „Djokovic scheint einen Zauberstab zu besitzen, der ihn unbesiegbar macht“, schrieb das spanische Sportblatt „As“ anerkennend.

Es scheint daher nur noch eine Frage von Wochen zu sein, bis Djokovic tatsächlich die Spitze übernimmt. Erstmals seit Februar 2004 würde die Nummer eins dann nicht mehr Nadal oder Federer heißen. „Wenn ich weiter gewinne, komme ich der Nummer eins immer näher“, sagte der Davis-Cup-Sieger von 2010, der seit dem Triumph für sein Heimatland vor Selbstvertrauen nur so strotzt.

Nadal, der erstmals nach zuvor 37 Siegen die heiß geliebte rote Asche wieder als Verlierer verließ, zeigte in der Heimat gutes Tennis. Sogar einen Winner mit einem Schlag durch die Beine verbuchte der wankende Branchenprimus, doch Djokovic ließ sich nicht beirren. „Drei Finals hintereinander zu verlieren, ist ein schwerer psychologischer Schlag“, gestand Nadal, der schon in Indian Wells und Miami gegen Djokovic den Kürzeren gezogen hatte.

Verunsichern will sich der 24-Jährige davon aber nicht lassen. „Ich befinde mich nicht auf einem Tiefpunkt, aber Djoko steht mit seiner Form in den höchsten Höhen“, sagte der neunmalige Grand-Slam-Turnier-Sieger. Djokovic hat den Iberer aber weiter auf der Rechnung. „Nadal ist immer noch die Nummer eins, und er will die French Open gewinnen.“ Doch beim zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres in Paris (22. Mai bis 5. Juni) rechnen die Experten endgültig mit der Wachablösung.