Drittes Auto für Scharapowa in Stuttgart
Stuttgart (dpa) - Triumphierend reckte Maria Scharapowa die Autoschlüssel in die Höhe und rollte um 16.33 Uhr mit ihrem neuen metallicblauen Sportwagen von der Rampe.
Die Hallenregie spielte „Maria Maria“ von Carlos Santana und Wyclef Jean ein, als die 27 Jahre alte Glamour-Diva aus Russland ihrem Porsche entstieg und für die Fotografen posierte: den üppig-bunten Blumenstrauß in der einen, die schlanke Silbertrophäe in der anderen Hand.
Mit dem 3:6, 6:4, 6:1-Erfolg in einem verrückten Endspiel gegen die frühere French-Open-Siegerin Ana Ivanovic gelang Scharapowa der ersehnte Titel-Hattrick beim Stuttgarter Tennisturnier. „Es war ein sehr hartes Match. Ich habe versucht, immer an meine Chance zu glauben“, sagte die viermalige Grand-Slam-Turniersiegerin.
Im zweiten Satz lag die 1,88 Meter große Athletin schon 1:3 zurück und sah wie die sichere Verliererin aus. Doch mit Kampfkraft und Nervenstärke drehte Scharapowa das Match und gewann erstmals das gleiche Turnier dreimal. Die anfangs stark aufspielende Ivanovic dagegen verpasste ihren dritten Turniersieg in diesem Jahr.
2:03 Stunden musste Scharapowa auf der roten Asche Schwerstarbeit verrichten, ehe sie für ihren 30. Titel und den dritten in Stuttgart nach 2012 und 2013 den Scheck über 96 774 Euro entgegennehmen durfte.
Als beim zweiten Matchball ein Return unerreichbar für Ivanovic im Feld landete, schlug die neue und alte Stuttgart-Championesse in einer Mischung aus Ungläubigkeit und Stolz die Hände vors Gesicht, legte die linke Hand aufs Herz und schickte ihre Kusshand ins Publikum. „Dieses Turnier ist etwas ganz Spezielles, es ist sehr besonders, hier dreimal zu gewinnen. Dafür habe ich hart gearbeitet“, sagte die wohl meistfotografierte Tennisspielerin der Welt.
Viereinhalb Monate musste die Weltranglisten-Neunte im vergangenen Jahr nach einer Schulteroperation pausieren und kehrte erst Ende Dezember 2013 wieder auf die Tour zurück. „Ich liebe einfach dieses Spiel und den Wettkampf. Das letzte Jahr war mit der Verletzungspause sehr hart für mich“, sagte Scharapowa.
Acht Tage nach ihrem 27. Geburtstag, den sie mit silbernem Dirndl und rosafarbenen Pumps auf dem benachbarten Cannstatter Wasen feierte, hielt die Markenbotschafterin des Titelsponsors all dem Druck und all den Erwartungen von Fans und Turnierorganisatoren stand.
„Ein besseres Finale können wir uns eigentlich gar nicht wünschen“, hatte die Sportliche Leiterin Anke Huber am Sonntag in der Abschlusspressekonferenz gesagt. Turnierdirektor Markus Günthardt sprach angesichts des gescheiterten deutschen Sextetts von einem „Traumfinale“. Tatsächlich begeisterten die beiden attraktiven Athletinnen das Publikum mit teilweise spektakulären Ballwechseln.
Zunächst geriet das Duell der ehemaligen Weltranglistenersten zu einer erstaunlich einseitigen Angelegenheit. Mit kraftvollen Aufschlägen, frechen Stopps und variablem Spiel ärgerte die 1,84 Meter große gebürtige Belgraderin immer wieder ihre Kontrahentin.
„Schönes Finale“ hatte die PR-Abteilung des Porsche Tennis Grand Prix die Partie in ihren täglichen Turniernotizen getauft. Wahlweise war auch vom „Duell der feinen Damen“ zu lesen. Die Statistiker der WTA hatten zudem eine bemerkenswerte Zahl ausgekramt: Seit dem Halbfinale der French Open 2011 hat Scharapowa auf dem früher verhassten Sand gegen keine andere Spielerin als Serena Williams verloren (44:0).
Dabei sollte es bleiben: Vier Wochen vor Beginn der French Open beendete die bestverdienende Sportlerin der Welt ihre titellose Zeit seit dem Stuttgart-Triumph vor einem Jahr und schob sich ganz dezent in die Favoritenrolle für das Sandplatz-Spektakel in Paris.