Fed-Cup-Chefin Rittner vor der Krönung

Prag (dpa) - Als vor einigen Wochen ihr Handy nach dem Tränen-Auftritt von Andrea Petkovic dauerklingelte, war selbst Barbara Rittner kolossal genervt.

Foto: dpa

„Diese permanente Fragerei geht mir auf den Keks. Ich weiß auch noch nicht, was mit ihr los ist“, entfuhr es der deutschen Fed-Cup-Chefin. Kurz vor dem Fed-Cup-Finale in Tschechien an diesem Wochenende war Tennis-Deutschland in Sorge um die Wortführerin und heimliche Anführerin Petkovic. Und alle wollten von der Bundestrainerin wissen, was los ist mit der Darmstädterin.

Bis heute haben weder die 27 Jahre alte Hessin noch die Chefin der deutschen Tennis-Nationalmannschaft öffentlich verraten, warum Petkovic damals nach ihrem Aus in Luxemburg vor laufender Kamera weinte und von „gesundheitlichen und privaten“ Problemen sprach.

Bei den Auftritten in Prag, wo die deutschen Damen um die erste Fed-Cup-Trophäe seit 22 Jahren kämpfen, sah man Petkovic jedenfalls wieder herzhaft lachen. Beim ersten Training auf dem schnellen Hartplatz suchte sie immer wieder den Dialog mit Rittner.

Nicht nur für Petkovic ist die 41-Jährige viel mehr als nur sportliche Übungsleiterin für ein paar Wochen im Jahr. Seit 2005 trägt Rittner die Verantwortung für die Damen-Auswahl des DTB. Jahrelang haftete dem Team das hässliche Etikett der Fahrstuhlmannschaft an. Obwohl Petkovic, Angelique Kerber, Sabine Lisicki & Co. im Einzel regelmäßig für Furore sorgten, vagabundierte das Fed-Cup-Team zwischen Weltgruppe und Zweitklassigkeit.

Rittner aber verlor nie die Geduld und vor allem nie den Glauben an das Team. Sie redete Spielerinnen stark, wenn sie gerade so richtig mies spielten. Sie knöpfte sich Spielerinnen vor, wenn sie zickten, stänkerten oder Allüren zeigten. Und vor allem: Die Netzwerkerin mit besten Kontakten zu Politik, Wirtschaft und Medien weiß genau, wem sie was erzählen kann und will oder wann sie sich öffentlich äußert.

„Sie hat wirklich ein ganz tolles Team um sich geschart, in dem eine tolle Atmosphäre entstanden ist“, sagte Steffi Graf. Seit Jahren tauschen sich die beiden ehemaligen Fed-Cup-Kolleginnen regelmäßig aus. Sie telefonieren viel und reden ausführlich auch über einzelne Spielerinnen - ohne dass die Bundestrainerin das öffentlich zur Schau stellt oder marktschreiende Überschriften damit ernten möchte.

Als aktive Sportlerin blieb Rittner immer im Schatten von Graf und Anke Huber. Zwei Turniere hat sie auf der WTA-Tour gewonnen, dazu 1991 in der Juniorinnenkonkurrenz von Wimbledon den Titel geholt. Ihre höchste Platzierung in der Weltrangliste war im Februar 1993 Rang 24.

Ihren Beruf und ihre Berufung hat sie in ihrem Posten als Bundestrainerin gefunden. „Es ist hart, Tennisprofi zu werden. Aber es ist auch hart, täglich im Büro zu sitzen“, sagte sie einmal. Dabei war sie innerhalb des Verbandes nie unumstritten. Hätte das ersatzgeschwächte Team im Februar 2013 in der Weltgruppe II in Frankreich verloren, wäre ihr Job ernsthaft in Gefahr gewesen.

Der scheidende DTB-Präsident Karl-Georg Altenburg galt nie als großer Freund Rittners und hat gemeinsam mit dem längst beurlaubten Geschäftsführer Stephan Brune auch Rittners Verdienste bei dem Deal mit Hauptsponsor Porsche kleingeredet. Gut möglich, dass ein Manager aus der Bankenbranche mit der geradlinigen und direkten Art der gebürtigen Krefelderin nicht so recht umzugehen wusste.

Doch Rittners Wichtigkeit als Moderatorin und Mahnerin ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Sie hat talentierte Einzelspielerinnen um sich - doch das bedeutet noch lange nicht, dass sie auch als Team funktionieren. „Ich habe den Vorteil, dass ich alle Mädels seit deren Jugend kenne. Wir gehen den langen Weg zusammen“, sagte sie jüngst der „Süddeutschen Zeitung“. Neun Jahre nach ihrem Amtsantritt 2005 will Rittner diesen Weg nun in der tschechischen Hauptstadt mit dem dritten Fed-Cup-Triumph der deutschen Tennis-Geschichte krönen.