Fed-Cup-Sieg auch Balsam für Teamchefin Rittner

Cluj (dpa) - Barbara Rittner sah müde und geschafft aus, als sie am Morgen nach dem nervenaufreibenden Fed-Cup-Härtetest um kurz vor acht mit ihrer Hündin Sophie vor die Tür musste.

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Sie habe zunächst schlecht einschlafen können, weil ihr „tausend Sachen durch den Kopf gingen“, erzählte die Teamchefin der deutschen Tennis-Damen bei einem kurzen Spaziergang um das Mannschaftshotel.

Der am Ende vom Ergebnis her so locker-leicht erscheinende 4:1-Sieg in Rumänien und der damit geglückte Kampf gegen den Abstieg hatten auch bei der erfahrenen Bundestrainerin Spuren hinterlassen. „Mir war klar, dass das, was unter dem Strich steht, den Ausschlag geben wird. Und dass die Mädels und ich daran gemessen werden“, sagte Rittner.

Bei der Siegesfeier light im Restaurant Avocado hatte die 42-Jährige am Sonntagabend keinen Tropfen Alkohol getrunken und sich schon kurz nach elf verabschiedet. Ihr Team mit der beeindruckend souveränen Australian-Open-Siegerin Angelique Kerber, Comeback-Queen Andrea Petkovic und den am Ende auch siegreichen Doppelspielerinnen Julia Görges und Annika Beck war da längst auf den Zimmern.

Ohne Atempause ging es für das Quartett am Montag weiter zum wichtigsten deutschen Turnier nach Stuttgart. Immerhin blieb ihnen eine strapaziöse Rückreise aus Siebenbürgen erspart, weil der Sponsor einen Privatflieger schickte. Sie sei müde, aber auch stolz und erleichtert, verriet Rittner. Und froh, dass ihr das Szenario, als Absteiger anreisen zu müssen, erspart geblieben ist. Natürlich spukte ein möglicher Abstieg in den Hinterköpfen rum. Natürlich wusste auch Rittner, dass in dem Fall Zweifel und Fragen aufgekommen wären.

Hätte Petkovic bei ihrem 0:6, 7:6 (7:1), 6:3 gegen Monica Niculescu nicht zwei Matchbälle abgewehrt und das Doppel anschließend dem Druck bei einem möglichen Stand von 2:2 nicht standgehalten, würde die ambitionierte Auswahl im kommenden Jahr in der zweiten Liga spielen. „Mit ein paar wenigen Bällen hätte die Grundstimmung in den Keller gehen können. Am Ende fragt keiner, wie es lief, sondern urteilt nur nach dem Ergebnis. Das ist das Brutale am Sport“, sagte Rittner.

Seit mehr als zehn Jahren ist die frühere Profispielerin für die Damen-Auswahl des Deutschen Tennis Bundes verantwortlich. Fünfmal ist sie in die Weltgruppe der besten acht Nationen aufgestiegen, viermal aber auch abgestiegen. Dabei träumen Kerber & Co. seit langem vom ersten deutschen Titel seit 1992 in dem bedeutenden Teamwettbewerb. „Wir waren alle sehr erleichtert, dass wir in der Weltgruppe geblieben sind und nächstes Jahr wieder angreifen können“, gestand auch Kerber am Montag in Stuttgart.

2014 verloren sie das Finale in Prag, 2015 schieden sie im Halbfinale in Russland aus. „Für das deutsche Tennis war das sehr wichtig. Ich hoffe, dass uns dieses Erlebnis positive Energie gibt“, sagte Rittner. „Natürlich ist es wichtig, in der Weltgruppe dabei zu sein“, sagte am Montag in Stuttgart der ehemalige Wimbledonsieger Michael Stich. „Das ist der Anspruch, den Barbara und die Mädels auch an sich selbst haben.“

Bei einem krachenden Scheitern wäre der gebürtigen Krefelderin ein Rücktritt zuzutrauen gewesen - auch wenn sie verbandsintern absolut unumstritten ist. So aber kann sie 2017 einen neuen Anlauf starten, um das „Scheiß-Ding“ (O-Ton Rittner) endlich wieder nach Deutschland zu holen. Und immerhin blieb ihr eine schlaflose Nacht erspart. „Als ich dann mal eingeschlafen bin, habe ich geschlafen wie ein Stein“, sagte Rittner am Montagmorgen.