French Open: Kohlschreiber-Pech, Kerber schwach
Paris (dpa) - Philipp Kohlschreiber wehrte sich zwei Tage vergeblich gegen den Wimbledonsieger, Angelique Kerber ließ sich in nicht einmal einer Stunde abfertigen.
Nach den völlig unterschiedlichen Abschieden der beiden deutschen Tennis-Spitzenkräfte ist Andrea Petkovic dank eines weiteren French-Open-Kraftaktes als Letzte dabei.
Die beim Drittrunden-Sieg am Samstag von einem Virus geschwächte Darmstädterin peilt am Montag gegen die niederländische Qualifikantin Kiki Bertens ihr zweites Viertelfinale in Paris an, das Kerber am Sonntag beim 1:6, 2:6 gegen die Kanadierin Eugenie Bouchard fast kampflos verspielte. „Das war ein schwarzer Tag für mich heute. Es ging gar nichts. Ich weiß nicht, warum“, kommentierte die ratlose Weltranglisten-Neunte ihre höchste Pleite seit 15 Monaten. Die Kielerin scheiterte damit wie im Vorjahr in der Runde der letzten 16.
Kohlschreiber verlor danach sein vertagtes Match gegen Andy Murray 10:12 im fünften Satz und verpasste sein drittes Achtelfinale im Stade Roland Garros. „Momentan bin ich schon leer und enttäuscht. Die Emotionen waren total besonders. Letztendlich sitze ich hier mit einer Drittrunden-Niederlage, das tut mehr weh als zu sagen, das war ein tolles Spiel“, sagte Kohlschreiber. Zum Abschied hatte er auf dem Court Suzanne Lenglen den Daumen gehoben, aber den Kopf gesenkt. „Au revoir, Roland Garros, ich habe jeden Moment genossen“, twitterte er am Abend, einige Stunden nach dem Aus.
„Ich habe alles gegeben. Es ging nur um ein paar Punkte. Leider muss jemand verlieren. Ich hatte meine Chancen und konnte sie nicht nutzen“, sagte der spielerisch gleichwertige Düsseldorf-Sieger. Die Partie war am Samstagabend um 21.40 Uhr beim Stand von 6:3, 3:6, 3:6, 6:4, 7:7 wegen Dunkelheit vertagt worden. Im vierten Satz lag Kohlschreiber schon 2:4 zurück, im fünften 0:2 - und blieb dran.
Knapp 16 Stunden später kehrten Murray und Kohlschreiber am Sonntag nach wenig Schlaf zurück. Beim Stand von 8:9 hatte die deutsche Nummer zwei erstmals einen Matchball gegen sich, wehrte ihn aber bravourös mit einem Schmetterball ab. Die französischen Fans feierten den Deutschen mit „Philippe“-Rufen an - doch es nützte nichts mehr. Erst vergab der 30-Jährige einen Breakball zum 10:9, dann verhinderte Murray mit einem glücklichen Netzroller zwei weiteren Chancen für ein 11:10. Nach 40 Minuten Restspielzeit war Kohlschreiber machtlos, als Murray seinen zweiten Matchball mit einer Rückhand nutzte. Insgesamt dauerte die Partie 4:07 Stunden. „Philipp hat großes Tennis am Ende des vierten und im fünften Satz gespielt“, sagte der Sieger und meinte über das Match: „Ich glaube, das war ziemlich hoher Standard.“
Den konnte die von einem Magen-Darm-Virus geplagte Petkovic beim 6:4, 4:6, 6:4 gegen die Französin Kristina Mladenovic nicht bieten - dafür einen Sieg. „Das war das merkwürdigste Match, das ich je gespielt habe“, bekannte Petkovic. „Ich hatte überhaupt keine Emotionen. Ich habe nur mitbekommen, dass ich furchtbar gespielt habe.“ Die von vielen Verletzungen genesene Petkovic geht als Favoritin in die Partie gegen die Weltranglisten-148. Bertens. „Das muss hier noch lange nicht zu Ende sein“, erklärte Bundestrainerin Barbara Rittner.
In einem möglichen Viertelfinale ginge es gegen die frühere Weltranglisten-Erste Jelena Jankovic aus Serbien oder die ehemalige Paris-Finalistin Sara Errani aus Italien. Vorjahresfinalistin und Ex-Siegerin Maria Scharapowa aus Russland kämpfte sich mit 3:6, 6:4, 6:0 gegen die Australierin Samantha Stosur ins Viertelfinale.
Bei den Herren zog Novak Djokovic mit einem unerwartet klaren 6:1, 6:4, 6:1 über den französischen Lokalmatador Jo-Wilfried Tsonga ins Viertelfinale ein. Dort wartet der Kanadier Milos Raonic. Roger Federer fehlt erstmals seit 2004 im Paris-Viertelfinale, der Schweizer Champion von 2009 unterlag dem Letten Ernests Gulbis 7:6 (7:5), 6:7 (3:7), 2:6, 6:4, 3:6. Federer vergab im zweiten Durchgang mit eigenem Aufschlag zwei Satzbälle. Gulbis spielt nun gegen den Tschechen Tomas Berdych. Der über leichte Rückenschmerzen klagende Titelverteidiger Rafael Nadal will am Montag unter die letzten Acht.