Frust und Djokovic stoppen Haas in Paris

Paris (dpa) - Der alte Mann hat seinen Meister gefunden. Tennis-Doyen Tommy Haas ist in seinem ersten French-Open-Viertelfinale an Novak Djokovic und sich selbst verzweifelt. Der 35-Jährige unterlag dem Weltranglisten-Ersten aus Serbien am Mittwoch in Paris 3:6, 6:7 (5:7), 5:7.

Haas schaffte es nicht, als erster Deutscher seit Michael Stich im Jahr 1996 wieder ins Halbfinale vorzustoßen. Damit bleibt es für Haas bei seinen Semifinal-Teilnahmen in Wimbledon und bei den Australian Open.

„Heute hat es nicht gereicht, die Herausforderung war vielleicht zu groß. Ich habe nicht das abrufen können, was ich sollte“, gestand Haas ein, zog aber ein überaus positives Fazit: „Es war ein unglaubliches Turnier.“ Bei einem Essen und vielleicht einem Bier oder einem Glas Wein wollte er sich zusammen mit Freunden aus Los Angeles am Abend für seine erfolgreiche Sandplatzsaison belohnen.

Djokovic trifft am Freitag in einer Endspiel-Revanche für das Vorjahr auf Titelverteidiger Rafael Nadal aus Spanien, der dem Schweizer Stanislas Wawrinka beim 6:2, 6:3, 6:1 auch im zehnten Vergleich keine Chance ließ. Außerdem spielt der Franzose Jo-Wilfried Tsonga gegen den Spanier David Ferrer.

Haas wirkte angesichts der ersten Halbfinal-Chance bei seinen zwölften French Open angespannt. Vor den Fans auf dem gut gefüllten Court Suzanne Lenglen, unter ihnen seine Frau Sara Foster und Töchterchen Valentina, schimpfte er viel. „Es kotzt mich an“, meckerte Haas - und meinte womöglich seine fehlende Lockerheit.

Der Wahl-Amerikaner wollte und riskierte zu viel. Die Konsequenz war das Break zum 3:4. Wenig später folgten zwei Satzbälle: Beim zweiten jagte Djokovic eine krachende, unerreichbare Vorhand die Linie entlang. „Er war geduldig, als er es sein musste und aggressiv, als er sein musste“, erklärte die deutsche Nummer eins.

Zwei Monate nach seiner glatten Niederlage gegen Haas im Achtelfinale von Miami präsentierte sich der Favorit von Beginn an auf einem höheren Level als bei seinem Erfolg über Philipp Kohlschreiber zwei Tage zuvor. Die Fehler machte bei wunderbarem Tennis-Wetter mit blau-weißem Himmel und 22 Grad zumeist der Senior und älteste French-Open-Viertelfinalist seit 42 Jahren. Im zweiten Satz passierte dem Wahl-Amerikaner das nächste Malheur: Er rutschte weg und landete auf dem Bauch und den Knien.

Haas spielte nicht schlecht, so dass die Zuschauer spektakuläre Ballwechsel geboten bekamen. „Schönes Match, schön zum Schauen“, twitterte der dreimalige Paris-Sieger Gustavo Kuerten. Der Chef auf dem Platz war meistens der konstantere Djokovic. Die Chance auf den Satzausgleich kam trotzdem, doch im Tiebreak landete ein Haas-Volley zum möglichen 5:2 hinter der Grundlinie. „Ich hatte hier und da ein paar Chancen, die ich nicht genutzt habe. Das ist entscheidend gegen die Nummer eins“, sagte der 14. der Weltrangliste.

Mit dem Rücken zur Wand holte er im dritten Satz zweimal ein Break auf und wehrte beim 3:5 einen Matchball ab. Doch die zweite Chance nutzte Djokovic nach 2:13 Stunden mit einer Rückhand zum fünften Sieg über den gebürtigen Hamburger im achten Vergleich.

„Es war eine gute Leistung von mir, besonders in den entscheidenden Momenten sind mir ein paar gute Bälle gelungen“, sagte Djokovic und meinte mit Blick auf Nadal: „Jetzt habe ich die größte Herausforderung in Roland Garros vor mir.“