Gala gegen Nadal: Federer widerlegt Kritiker
London (dpa) - Roger Federer hob fast ein bisschen entschuldigend die Arme, als er sich nach der Tennis-Gala gegen seinen Dauerrivalen Rafael Nadal beim Londoner Publikum für die Unterstützung bedankte.
17 500 Fans waren mit der Erwartung in die Arena gekommen, erneut einen packenden Fight zwischen den beiden Top- Protagonisten der vergangenen Jahre zu sehen. Doch nach gerade einmal 61 Minuten war schon wieder alles vorbei, hatte Federer Nadal beim 6:3, 6:0 eine beispiellose Lehrstunde erteilt.
„Dieser Sieg bedeutet viel, weil er gegen meinen wohl größten Rivalen zustande gekommen ist“, sagte der Schweizer nach seinem erst neunten Sieg gegen den Spanier im 26. Vergleich. „Es war ein großartiges Match für mich“, schwärmte der Eidgenosse, „vom Anfang bis zum Ende.“ 28 Winner gelangen Federer, Nadal kam in der gesamten Partie gerade einmal auf vier (!).
Während Federer nach zwei Siegen bei der inoffiziellen WM bereits das Halbfinal-Ticket in der Tasche hat, muss Nadal beim Jahresabschluss um das Weiterkommen bangen. Am Donnerstag kommt es gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga zum Endspiel um Platz zwei in der Gruppe B. Die Nummer zwei der Welt gab sich trotz einer der bittersten Niederlagen seiner Karriere kämpferisch. „Das ist noch nicht der Moment, um bei diesem Turnier Tschüss zu sagen“, meinte der Mallorquiner.
Auch Federer rechnet damit, dass Nadal noch im Rennen ist, wenn es um den Sieg bei der mit 5,93 Millionen Euro dotierten Veranstaltung geht. „Du darfst Rafa nie abschreiben, weil er eben Rafa ist“, sagte der 30-Jährige, der die bisherigen drei Duelle gegen Nadal in diesem Jahr alle verloren hatte.
Federer selbst ist spätestens seit der eindrucksvollen Vorstellung der Topfavorit auf den Triumph. Es wäre sein sechster Masters-Erfolg, womit er zum alleinigen Rekordsieger bei der prestigeträchtigen Veranstaltung aufsteigen würde. Während der Konkurrenz zum Jahresende ein wenig die Puste ausgeht, spielt der 16-fache Grand-Slam-Turnier-Sieger zum Saisonausklang wieder einmal sein bestes Tennis.
Seit nunmehr zwölf Partien ist Federer nun auf der ATP-Tour ungeschlagen, strotzt nach seinen Erfolgen in Basel und Paris auch in London vor Selbstvertrauen. Die langjährige Nummer eins scheint sich das Jahr, in dem es für ihn viele Höhen und Tiefen gab, im Endeffekt wieder gut eingeteilt zu haben. Anders als Novak Djokovic oder Andy Murray, der wegen Leistenproblemen seine weitere WM-Teilnahme sogar absagte, wirkt Federer frisch und fit. „Roger hat auf einem unglaublich hohen Niveau gespielt und fast keine Fehler gemacht“, musste Nadal neidlos anerkennen.