„Golfer“ Petzschner mit zweitem Grand-Slam-Titel

New York (dpa) - Ab Mitternacht war Philipp Petzschner hellwach: Mit dem US-Open-Sieg im Herren-Doppel feierte der Bayreuther Tennisprofi zu später Stunde den zweiten Grand-Slam-Titel seiner Karriere.

Nun darf er sich mit seinem österreichischen Partner Jürgen Melzer auf eine ungewöhnliche Prämie freuen. „Falls wir uns für das Masters qualifizieren, lädt uns Jürgens Manager in der Woche vor London zum Golfspielen nach Marbella ein“, hatte Petzschner vor dem Endspiel berichtet.

Gesagt, getan: Das 6:2, 6:2 über die Polen Mariusz Fyrstenberg und Marcin Matkowski am frühen New Yorker Sonntagmorgen war nicht nur eine Bestätigung für den Wimbledontitel von 2010. Neben 420 000 Dollar Preisgeld ist laut Melzer auch die erneute Qualifikation für die ATP-World-Tour-Finals der besten acht Doppel Ende November in London gesichert.

Zuvor steht also Golf auf dem Plan, und daran dachten die beiden Freunde nach jedem verwandelten Matchball auf dem Platz. So auch nach dem nur 49-minütigen Finale, als Petzschner mit seinem Tennisschläger wieder einen virtuellen Golfball zu Melzer spielte. Der Saisonabschluss soll diesmal besser laufen als im Vorjahr. Damals war Petzschners Start nach einer Verletzung erst kurz zuvor gesichert. „Wenn du ein Grand-Slam-Turnier gewinnen kannst, kannst du auch das Masters gewinnen“, sagte der deutsche Tennisprofi.

Für die Doppel-Sternstunde hatten nach einem langen Samstag mit den Herren-Halbfinals und dem Endspiel-Einzug von Serena Williams noch rund 4000 Fans im Unterring des 24 000 Zuschauer fassenden Arthur-Ashe-Stadiums ausgeharrt. Passend dazu wurde beim ersten Seitenwechsel als Pausenmusik Eric Claptons Klassiker „After Midnight“ eingespielt. Da stand es bereits 3:0. Nach nur acht Minuten führten Petzschner und der überragende Melzer sogar 4:0 gegen das polnische Weltklasse-Duo. Sie wackelten nur ganz kurz nach einem Aufschlagverlust des Franken im zweiten Satz. Mit einem Volley machte der Österreicher gleich beim ersten Matchball alles klar.

Petzschner verewigte sich damit als erst dritter deutscher Herren-Doppel-Sieger in der Historie der US Open. Die beiden anderen waren Henner Henkel und Tennis-Baron Gottfried von Cramm vor mittlerweile schon 74 Jahren. „Das ist ein supergeiles Gefühl“, sagte Petzschner, der im Einzel in der zweiten Runde ausgeschieden war.

Mindestens genauso freute sich das Duo aber über einen weiteren Triumph nach Wimbledon. „Wir haben bewiesen, dass das keine Eintagsfliege war“, betonte Melzer. Mit dem Überraschungserfolg auf dem „heiligen Rasen“ mochte er den Sieg in Flushing Meadows nicht vergleichen, „weil jeder etwas Tolles ist. In Wimbledon waren die Emotionen ganz anders.“ Petzschner fügte hinzu: „Noch schöner ist es, einen zweiten Grand-Slam-Titel zu gewinnen.“