Günther Bosch wird 75 - „Tennis ist mein Leben“

Frankfurt/Main (dpa) - Sein Name ist eng mit dem von Boris Becker verbunden. Zusammen mit „Bum-Bum-Boris“ löste Günther Bosch 1985 in Deutschland einen Tennis-Boom aus. Noch immer steht er in Berlin als Trainer auf dem Platz.

Am Donnerstag wird Bosch 75 Jahre alt.

Ohne ihn würde das Tennis in Deutschland vielleicht immer noch ein Schattendasein fristen. Als sich Günther Bosch 1984 dazu entschloss, einen gewissen Boris Becker unter seine Fittiche zu nehmen, war der Sport mit dem gelben Filzball hierzulande nur eine Randerscheinung. Ein Jahr später gewann Becker als gerade einmal 17-Jähriger zum ersten Mal Wimbledon und löste in Deutschland einen beispiellosen Tennis-Boom aus. Auch für Bosch änderte sich mit dem märchenhaften Triumph auf dem heiligen Rasen der englischen Hauptstadt das Leben.

„Das war eine tolle und aufregende Zeit“, sagte Bosch der Nachrichtenagentur dpa. Der in Siebenbürgen geborene Sportlehrer hatte Becker 1976 bei einer Sichtung des Deutschen Tennis Bundes (DTB) im Biberach entdeckt. Beim Verband war Becker für nicht förderungswürdig erachtet worden, doch Bosch erkannte in dem „tolpatschigen Jungen“ etwas Besonderes. Er nahm sich des stets etwas ungestümen Burschen mit den roten Haaren an und machte aus Becker den besten Tennisspieler, den Deutschland bislang hatte.

Lange tourte Bosch mit Becker durch die Welt, ehe dieser die Zusammenarbeit Anfang 1987 nach seinem Achtelfinal-Aus bei den Australian Open abrupt beendete. Das Verhältnis zwischen Bosch und Becker, das zuvor einer Vater-Sohn-Beziehung geglichen hatte, bekam dadurch tiefe Risse.

Wenn Bosch am Donnerstag in Berlin „mit der Familie und einigen engen Freunden“ seinen Ehrentag begeht, wird Becker daher nicht dabei sein. Über sein Management sendete der dreimalige Wimbledonsieger aber einen Geburtstagsgruß. „Ich wünsche Dir vor allem Gesundheit und dass Du im Kreis Deiner Familie diesen Ehrentag feiern kannst! Noch ein langes Leben Güntzi, BB.“

Die Trennung traf Bosch damals mehr, als er zugeben möchte. Aber 25 Jahre später sind die Wunden weitgehend verheilt. „Ich verfolge seinen Werdegang nach wie vor genau und freue mich sehr, dass er wieder auf den Deutschen Tennis Bund zugegangen ist und seine Hilfe angeboten hat“, sagte Bosch. Nach wie vor beobachtet der Familienvater die Tennis-Szene akribisch. Dass es bei den deutschen Herren derzeit keinen herausragenden Spieler gibt, schmerzt ihn.

„Ich denke, die meisten geben sich ein bisschen zu früh mit dem Erreichten zufrieden“, kritisierte Bosch. „Und genau da könnte Becker helfen, in dem er einfach davon erzählt, wie hart und auch besessen man arbeiten muss, um Erfolg zu haben.“ Als Vorbild könnte nach Meinung des gebürtigen Rumänen auch Rafael Nadal dienen. „Wer hätte denn gedacht, dass Rafa einmal in Wimbledon gewinnt? Doch er hat hart gearbeitet und ist belohnt worden“, sagte Bosch.

Der rüstige Rentner steht selbst auch noch regelmäßig in Berlin auf dem Tennisplatz. „Wenn ein Junge kommt und mich um Rat fragt, helfe ich gerne“, sagte Bosch. Nach wie vor sprudelt es aus ihm heraus, wenn er über den weißen Sport spricht. „Tennis ist mein Leben.“

Als Spieler stand Bosch in seiner damaligen Heimat Rumänien immer im Schatten von Ilie Nastase und Ion Tiriac, Beckers langjährigem Manager. „Doch beide habe ich auch geschlagen“, berichtet Bosch stolz. Vor allem an den Sieg gegen Nastase, kurz nach dessen Triumph bei den US Open 1972, erinnert er sich gern. „Das war wohl mein schönster Moment als Aktiver.“

Später sind die besonderen Augenblicke unweigerlich mit dem Namen Becker verbunden. „Mit einem Spieler gleich zweimal Wimbledon zu gewinnen, ist schon etwas Außergewöhnliches“, blickte Bosch zurück. Rühmen will er sich damit aber nicht. „Die Titel hat Boris allein gewonnen, ich war nur der Trainer.“