Haas quält sich ins Viertelfinale - DTB-Quartett weiter
Halle/Westfalen (dpa) - Drei Tage lang musste Tommy Haas in Halle auf seinen ersten Einzeleinsatz warten, dann quälte sich der Titelverteidiger beim deutschen Rasenklassiker ins Viertelfinale.
Gegen den Letten Ernests Gulbis benötigte die deutsche Nummer eins 1:47 Stunden, um mit 7:6 (7:5), 6:4 zu gewinnen und ein frühes Aus zu vermeiden. Unter dem geschlossenen Dach des Centre Courts vergab der 35-Jährige vor allem im ersten Satz reihenweise Chancen, am Ende konnte sich Haas aber doch von den begeisterten Zuschauern feiern lassen.
Vor ihm hatten bereits Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer den Sprung in die Runde der letzten Acht geschafft. Kohlschreiber siegte im deutschen Duell gegen Tobias Kamke klar mit 6:4, 6:3. Mayer hatte beim 6:2, 6:3 gegen seinen Namensvetter Leonardo Mayer aus Argentinien ebenfalls keine Schwierigkeiten. Damit stehen bei der mit 779 665 Euro dotierten Rasen-Veranstaltung insgesamt vier Deutsche im Viertelfinale. Am Mittwoch hatte Mischa Zverev sein Ticket gelöst. Der Wildcard-Inhaber aus Hamburg fordert am Freitag Topfavorit Roger Federer heraus.
Ganz in schwarz betrat Haas das Gerry Weber Stadion, die Zuschauer feierten den Routinier schon vor seinen ersten Schlägen mit Ovationen. Doch zu einem Spaziergang wurde das Auftaktmatch für den Wahl-Amerikaner nicht. Zwar begann Haas druckvoll und konzentriert, aber wie schon bei den French Open in Paris in der dritten Runde gegen den Amerikaner John Isner konnte er seine vielen Chancen zunächst nicht nutzen. „Natürlich habe ich ein bisschen an dieses Spiel gedacht“, gab Haas zu.
Zwölf (!) Breakchancen vergab der Publikumsliebling im ersten Satz, auch weil Gulbis gerade in den brenzligen Situationen stark aufschlug und viele Möglichkeiten per Ass zunichtemachte. „Bei den meisten Bällen konnte ich nichts machen“, sagte Haas anerkennend. So musste er in den Tiebreak, in dem er nach 69 Minuten seinen fünften Satzball verwandelte.
Auch im zweiten Durchgang ging das Breakball-Desaster erst einmal weiter. Gleich beim ersten Service des Letten ließ Haas wieder vier Chancen liegen und war der Verzweiflung nahe. „Ich hätte mich sehr geärgert, wenn sich das am Ende gerächt hätte“, sagte Haas unmittelbar nach der Partie. Doch weil ihm zum 3:2 im 17. Versuch endlich das Break gelang, wurden die Nachlässigkeiten des gebürtigen Hamburgers nicht bestraft. „Insgesamt war es ein gutes Match, und ich bin froh, dass ich weiter dabei bin“, sagte Haas. Im Viertelfinale wartet nun der Franzose Gael Monfils, der bislang in Halle stark auftrumpfte.
Kohlschreiber hatte es gegen Kamke viel einfacher, er verwandelte bereits nach 67 Minuten seinen zweiten Matchball. Im Viertelfinale trifft der Halle-Champion von 2011 nun auf den Russen Michail Juschni. „Ich bin sehr zufrieden. Ich spiele im Moment einfach sehr gutes Tennis“, sagte Kohlschreiber. Gegen Juschni dürfte er nun aber etwas mehr gefordert werden. „Er ist auf Rasen sehr unangenehm zu spielen“, meinte die deutsche Nummer zwei vor der Partie gegen den Doppelpartner, mit dem er ins Halbfinale einzog.
Mayer knüpfte an seine starke Leistung aus der ersten Runde an. Von Beginn an setzte er den argentinischen Sandplatzspezialisten Leonardo Mayer unter Druck und brachte seinen Gegner mit seinem Rückhand-Slice schier zur Verzweiflung. „Ich komme auf Rasen und fühle mich direkt wohl“, bilanzierte Mayer zufrieden. Nun wartet in Richard Gasquet die erste hohe Hürde für den Franken. In Wimbledon setzte er sich im vergangenen Jahr durch. „Das war eines der besten Matches meiner Karriere“, sagte Mayer.