Tommy Haas' neuer Trainer: Fischer, der Bessermacher
Seit Februar betreut der Trainer Tommy Haas. Der spielt so gut wie lange nicht mehr. So war es vorher auch, als Fischer Florian Mayer und Benjamin Becker trainierte.
Halle. Seine Bewerbungsunterlagen für kommende Arbeitgeber sind vom Feinsten: Hendrik Dreekmann verbesserte sich unter der Regie von Tennistrainer Ulf Fischer innerhalb von zweieinhalb Jahren von Weltranglistenplatz 600 auf 50. Florian Mayers Sprung von Rang 1150 auf 33 innerhalb von drei Jahren verlief noch imposanter. Nicht zu vergessen Benjamin Becker, der sich innerhalb von vier Monaten um beinahe 100 Plätze verbesserte.
Diese Erfolge wecken zwangsläufig Begehrlichkeiten in der internationalen Tennisszene. Ulf Fischer, Jahrgang 1965 aus Göttingen, ist gefragter denn je. Im Februar erhielt Fischer, der von 2007 bis 2012 unter Patrik Kühnen Trainer des deutschen Daviscupteams war, einen Anruf von Tommy Haas. „Er fragte mich, ob ich mir eine Zusammenarbeit mit ihm vorstellen könne“, erzählt der deutsche Jugendmeister des Jahres 1982.
Fischer, der in einer früheren Funktion als DTB-Nachwuchstrainer unter anderem Philipp Petzschner, Daniel Brands und Matthias Bachinger betreute, sagte mit einer Einschränkung sofort Ja. „Eine ausschließliche Betreuung von Tommy Haas bei sämtlichen Turnieren kam für mich nicht infrage, da ich seit eineinhalb Jahren als Headcoach der European Tennis Base in Salzburg stark eingebunden bin.“ Haas akzeptierte dieses Kleingedruckte.
Beim Turnier in Sans Jose (USA) trat Fischer seinen Job beim damaligen Weltranglisten-23. an. Es war ein Start nach Maß. Haas erreichte prompt das Finale, scheiterte dort erst an dem Kanadier Milos Raonic. Auch für den gefragten Tennistrainer bedeutete die Arbeit mit dem deutschen Weltklassespieler Neuland. „Er ist ein fertiger Spieler. Bei ihm geht es ausschließlich um die Optimierung seiner Leistung“, schildert der Trainer seine Aufgaben.
Die Beobachtung von Haas’ Verhaltensweisen nahm für Fischer zunächst eine zentrale Rolle ein. „Ich musste seine Rituale kennenlernen, um mir ein Bild zu machen, welche Dinge Tommy gut tun.“ Es muss zwischen Beiden schnell gefunkt haben, denn der amtierende GWO-Champion, der Anfang April seinen 35. Geburtstag feierte, eilte von Erfolg zu Erfolg: Halbfinaleinzug beim Masters-Turnier in Miami, Turniersieg in München sowie das Erreichen des Viertelfinales bei den French Open in Paris.
An der Seine erlebte Fischer erstmals auch eine exzentrische Seite von Tommy Haas. Während seines Fünfsatzdramas in der dritten Runde gegen den Amerikaner John Isner vergab Haas gleich zwölf Matchbälle. In dieser vier Stunden und 37 Minuten dauernden Begegnung ließ sich ein sichtlich aufgebrachter Haas gleich mehrfach zu verbalen Entgleisungen gegenüber Ulf Fischer und seinem Physiotherapeuten Carlos Costa verleiten. „Diese Situation war für nicht einfach und erwies sich in der Außendarstellung nicht gerade als förderlich“, lautet Fischers Einschätzung zur Emotionalität des Wahl-Amerikaners. „Diese Verhaltensweisen sind bei ihm automatisiert, wenn Frusterlebnisse sich einstellen. Sie haben nicht viel zu bedeuten, was er mir in der Aufarbeitung auch bestätigte. Ich solle mir rein gar nichts dabei denken.“
Ulf Fischer, der auch noch Robin Kern (Nachwuchsspieler des Jahres 2012) betreut, hat diese Geschichte mittlerweile abgehakt, zumal der gemeinsame Weg sportlich stimmt. Haas kletterte in der Weltrangliste von Position 23 auf Rang elf „und hat gute Chancen“, so Fischer, „in die Top Ten einzuziehen, wenn er weiterhin gesund bleibt.“
Fischers Kontakt zu Hendrik Dreekmann, der unter ihm 1994 das Viertelfinale bei den French Open erreichte und in einem Fünf-Satz-Krimi mit sieben vergebenen Matchbällen am Schweden Magnus Larsson gescheitert war, hat sich auf gelegentlichen telefonischen Kontakt reduziert. Sein Resumee: „Wir haben während unserer Zusammenarbeit das Maximum herausgeholt.“